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ProWein 2019 | Nachlese


Meine Nachschau zur weltgrößten Weinfachmesse muss fast zwangsläufig mit Rekordzahlen beginnen, denn zu ihrem 25-jährigen Jubiläum verzeichnete die ProWein eine neue Besucher-Bestmarke: Es kamen 61.500 Besucher aus 142 Ländern.

Die Halle 10 mit über 150 (!) portugiesischen Ausstellern war bestens besucht. Seminare mit hochkarätigen Referenten boten ausreichend Gelegenheit hinzuzulernen, neues kennenzulernen und sich überraschen zu lassen. Die Aussteller waren mit ihren renommierten Top-Winzern vor Ort. Verkostungszonen boten Gelegenheit sich thematisch sortiert "durchzuprobieren".


Ich hatte mir vorgenommen mich dieses Jahr nicht ziellos durch Halle 10 treiben zu lassen. Ich hatte vorher den Hallenplan "studiert" und mir auf der Ausstellerliste jene Stände markiert, die ich keinesfalls verpassen wollte. Weine und Winzer, die ich kennenlernen oder wo ich bestehende Kontakte vertiefen wollte. Ich setzte regionale Schwerpunkte und begann am Douro ...

Luís Seabra, mit seinen brillanten Weinen, z.B. einem Xisto Cru von 90 Jahre alten Weinstöcken aus großer Höhenlage mit viel Rabigato. Bei den Rotweinen einen Moncasta, den MonoC, eher ungewöhnlich am Douro aus der Castelão. Klasse. Der Hammer war der Granito Cru Alvarinho 2017. Wahnsinnig leichtfüßig und elegant, was der Purist da in die Flasche gezaubert hat.

Weiter ging es bei Muxagat Vinhos, für deren Weine Luís Seabra ja ebenfalls verantwortlich ist. Susanna Lopes hatte nicht nur neue Jahrgänge (Tinta Barroca) sondern auch komplett neue Weine, z.B. einen Tinta Francisca, am Stand. Viel Struktur, schon in jungen Jahren sehr komplexe Weine. Vielen Dank für den gewohnt charmant-sympathischen Empfang!

Francisco Montenegro von Aneto, dessen Weine mich im vergangenen Jahr bereits das eine oder andere mal so richtig geflasht haben, präsentierte mir seine Weißweinlinien und einen Rosé, der Lust auf den Sommer macht.


In der Vinho Verde-Verkostungszone konnte man die Weine seiner Wahl thematisch "gegeneinander antreten lassen". Z.B. sortenreine Avessos, die Rebsorte die gegen die Alvarinho und die Loureiro häufig etwas in den Hintergrund rückt. Zu unrecht, wie ich finde. Der Monólogo Avesso P67 war super süffig, super spritzig und konnte sich gegen den Nativo in meiner Gunst deutlich durchsetzen.


Tomás Emídio, der Parov Stelar des portugiesischen Weinbusiness :-). Junger, frischer Wind in der Sub-Region ObidósTomás und Alberto Emídio, die beiden gut gelaunten Weinmacher der Quinta Várzea da Pedra, teilten sich den Stand mit Luís Mota Capitão von der Herdade de Cebolal. Absolut beeindruckend was in den letzten 2 bis 3 Jahren sich so alles an jungen Projekten etabliert. Frische "Atlantik-Weine" vom feinsten, dazu eine Spätlese mit Botrytis. Bin gespannt, was uns zukünftig noch von dort erwartet.


Um 13: Uhr Seminar mit dem Fachjournalist David Schwarzwälder: Spannende Trends & Highlights aus dem Wein-Hotspot Portugal. Die vorgestellten Weine: 01 | 2017 Óbidos White Quintra S. Fransico 02 | 2017 Rocim Clay Aged VB 03 | 2017 Luis Seabra Granito Cru Alvarinho 04 | 2017 Convento do Paraiso Imprevisto Algarve 05 | Íssimo Red Caves Arcos do Rei Bairrada | 06 2014 Quinta da Falorca Lagare Reserva Dão  07| 2013 Tapado do Coelheiros Alentejo 08 | 2014 Julio Bastos Grande Reserva Alentejo.

 

Meine Highlights aus Schwarzwälders Weinportfolio? Ganz klar! Bei den Brancos der Granito Cru 2017 von Luis Seabra und bei den Tintos der Tapado do Coelheiros 2013  von der Herdade do Coelheiros . Letzterer weil der Flaggschiffwein von Julio Bastos zwar noch ein bisschen weicher, runder, voluminöser war, aber mit knapp 100 EUR/Flasche auch fast 4 x soviel kostet und damit den direkten Vergleich mit dem Tapado do Coelheiros aufgrund des Preis-/Leistungsverhältnis klar verliert.


André Manz von Manzwine präsentiert mir den von mir so geschätzten sortenreinen Jampal, allerdings in der Reserva-Variante: Dona Fátima Reserva 2017. 12 Monate in Eiche gereift, ein echter Kaminwein von großer Eleganz


Cheers an den Dão. Kein Wunder, dass ich meiner Wohlfühl-Region wieder soviel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Spitzen-Weine und supernette Winzer: Da stimmt die Kombination. Gute Laune verbreiten hier José Perdigão von der Quinta do Perdigão und Pedro Marques Borges der Önologe von  Vinícola de Nelas  / PALWines. Vielen Dank für´s scherzen, lachen, fachsimpeln! 

José empfahl mir Amora Brava, dem jungen Projekt von Carlos Silva  und Susana de Melo Abreu, einen Besuch abzustatten und den Psique zu probieren. Dieser Tinto ist der große Bruder vom Indio Rei, der mich letztes Jahr so richtig begeistert hat. Kleines aber ausgesprochen feines Sortiment! Nun, eigentlich keine Überraschung, denn wie gut Carlos sein Handwerk versteht hat er bereits  als önologischer Berater bei ausreichend vielen Produzenten am Dão unter Beweis gestellt.

In der Dão-Zone versammelt sich die geballte Winzer-Kompetenz aus der Region: z.B. Alvaro Castro, Julia Kemper, Antonio Costa Marques, Carlos Ruivo, Juliana Kelman, Lúcia Freitas, José Perdigão, Pedro Borges, Carlos Silva, José Carlos und Sandra Soares, Sara Dionísio usw. 

Vom Mariposa-Tinto und dem unglaublichen Preis-/Leistungsverhältnis habe ich hier bereits geschwärmt. Hinter den Kulissen habe ich bereits mit der Quinta da Mariposa Kontakt aufgenommen. Aber Lúcia Freitas hatte abgewunken, war noch nicht davon überzeugt, dass es ohne eigene Adega bereits genug zu berichten gäbe. Am Stand auf der ProWein erlebte ich dann eine recht entspannte Weinmacherin, die mit Freude ihre Weine präsentierte. Der Mariposa 2016 Encruzado und der 2017er Mariposa Rosé waren eine echte Freude. Ein Familienprojekt auf dem richtigen Weg. Da habe ich keinerlei Zweifel und bleibe dran. Versprochen!

Ein paar Meter weiter direkt die nächste Weinmacherin, Juliana Kelman, die enthusiastisch und mit spürbarer Freude ihre Weine präsentierte. Die Tintos haben mich ebenso beeindruckt wie der Encruzado 2017.

 

José und Sandra von Soito  Wines zuvorkommend wie immer. Neu im Sortiment: Jaen 2016. Gelungene Erweiterung des Monocasta-Portfolio. Blitzsauber gemacht. Kirscharomen mit  feinem Tanningerüst. Kleine Auflage: Nur 1200 Flaschen!

Dom Vincente: Noch ein Projekt aus dem Concelho de Carregal do Sal. In Summe mit 46 ha(!) Rebfläche. Drei Quintas am Dão (plus eine an der Algarve). Blitzsauber gemachte Weine, für die der Önologe António Narciso verantwortlich zeichnet.

Carlos Ruivo von Casa de Darei präsentierte mir seine charakterstarken Rotweine Sem Abrigo Reserva aus dem Betontank und den eleganten José 2004. Ich hoffe dieses Jahr klappt es mit einem Besuch des Anwesens.

Charmant-zuvorkommend präsentierte Sofia Mesquita, vom emblematischen Vorzeigeprojekt Caminhos Cruzados, die neuen Jahrgänge vom Titular Rosé Blush Editionen (einem Rosé der definitiv den Sommer einläutet) und meinen beiden Lieblings-Monocastas aus der Titular-Serie, den Touriga Nacional und den Alfrocheiro. Ausgezeichnete Weine.


Zwischendurch dann kurzzeitig Rummel, weil der portugiesische Premierminister, António Costa, der Halle 10 einen Besuch abstattete. 


Die Weine der Region Beira Interior sind für mich unter dem Gesichtspunkt Preis-/Leistungsverhältnis mit das spannendste, was Portugal zu bieten hat. Die geographischen Voraussetzungen, Stichpunkt WEINBAU IN HOHEN LAGEN, schaffen die Möglichkeit komplexe Weine zu erzeugen. Das gilt auch im besonderen Maße für die Weine von 2.5 Vinhos De Belmonte, für die die Önologen Anselmo Mendes und Patrícia Santos verantwortlich zeichnen. Mit dem Rufete Vinhas Velhas ließ ich den Sonntag auf der ProWein ausklingen.



Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

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