Herdade do Esporão | Reguengos de Monsaraz

Zweite Station meiner Alentejo-Tour 2015 war ein Besuch bei der Herdade do Esporão in Reguengos de Monsaraz

[September 2015] Nun ist mein Verhältnis zu den Weinen des "Big Players" der Region, dem der australische Chefönologe David Baverstock zu Weltruhm verhalf, ein ambivalentes. Während mir die beim breiten Publikum sehr beliebte Einsteigerlinie Monte Velho gar nicht zusagt, sind die Reservas des Hauses stets eine wahre Gaumenfreude.

 

Bekannt ist Esporão nicht nur für ihre Spitzenweine und Qualitätsolivenöl, sondern auch für ihr Enoturismo und die ans Weingut angeschlossene Gastronomie. Nun, kein Wunder, dass es bei dieser Kulisse gut mundet ...

Meine Anfrage zum Besuch beantwortete David Baverstock prompt. Weil während der Weinlese alle ziemlich busy waren, sortierte ich mich in eine Gruppe ein, die unser Guide Catarina durch die Herdade führte. Was wir zu sehen und zu hören bekamen, waren Eindrücke und Zahlen, die die Größe des Business sehr eindrucksvoll reflektierten. 450 ha Weinberge (es werden darüber hinaus noch Trauben von anderen Produzenten dazugekauft). Rund 9.000.000 Flaschen die pro Jahr abgefüllt werden. Beeindruckend in Größe und Professionalität.

Es gibt je eine Kellerei für Rot- und Weißwein. Um die Weine kümmern sich vier Önologen. Federführend unterstützen David Baverstock Luis Patrão bei den Tintos und Sandra Alves bei den Brancos.

 

Die großen Lagertanks haben ein Gesamtvolumen von über eine Millionen Liter, aber es gibt auch noch die Bereitschaft zum "experimentieren". Der Ausbau in historischen Talhas, die im Alentejo besonders in den Gegenden von Borba, Reguengos de Monsaraz, Vidigueira und Granja noch eine Nischenrolle spielen, erfolgt in kleinen Mengen auch bei Esporão. Ein Wein, so berichtet Catarina, der ohne Zugabe von Schwefel auskommt (der luftddichte Verschluss der Amphorenöffnung erfolgt mittels Olivenöl) und eine sehr raue, ursprüngliche Charakteristik aufweist. Ganz bestimmt nicht jedermanns Sache.

Die Roten werden in einer neuer Adega (ein Jahr alt) in Lagares (Becken aus Granit des Region) und in Fermentationstanks aus Beton erzeugt. Diese Art der Tanks kennt man sonst überwiegend am Douro. Ich habe ja mittlerweile einiges gesehen, aber die Halle mit den Abfüllanlagen machte mich sprachlos. Vier "botteling lines" mit einer Kapazität von bis zu 10 TSD Flasche/Stunde. 

Ähnlich umwerfend waren die Dimensionen der Caves de Estágio, wo in ca. 1.500 barricas die Reservas lagern (1 Jahr in Eiche, danach ein weiteres Jahr in der Flasche).

Etwas enttäuscht war ich, weil vom Weißwein Verdelho 2014 ausgerechnet bei der Herdade selber keine einzige Flasche mehr zu bekommen war. Hintergrund: Der sortenrein ausgebaute Weißwein wurde jüngst beim Concurso Vinhos de Portugal 2015 zum "Melhor vinho do ano" gekürt. Wie mir Catarina auf Nachfragen verriet, schleppten die Besucher den Wein mit der begehrten Ausszeichnung kartonweise aus dem Shop. Grrr, zu spät.  Ich begnügte mich mit dem 2013er Jahrgang und weiteren Goodies, über die ich bei Gelegenheit berichte.

 

Abschließen möchte ich meinen kleinen Bericht mit einem weiteren Blick auf die bezaubernde Landschaft, in die das Weingut eingebettet ist ...


  • Etwas enttäuscht war ich, weil vom Weißwein Verdelho 2014 ausgerechnet bei der Herdade selber keine einzige Flasche mehr zu bekommen war. Hintergrund: Der sortenrein ausgebaute Weißwein wurde jüngst beim Concurso Vinhos de Portugal 2015 zum "Melhor vinho do ano" gekürt. Wie mir Catarina auf Nachfragen verriet, schleppten die Besucher den Wein mit der begehrten Ausszeichnung kartonweise aus dem Shop. Grrr, zu spät

Macht ja nix!  Was man nicht direkt beim Erzeuger bekommt, weil einem "gierige" Wein-Touris alles wegkaufen, beschafft man sich halt in Deutschland zu einem sehr angemessenen Preis! Frische, Struktur, Eleganz dazu florale Aromen in der Nase (der Duft ist für mich fast noch aufregender als der Geschmack). Schmelzig, buttrig. Sehr ausgewogen und das alles ohne Eiche. Ohne Zweifel, das ist schon großes Kino (für verhältnismäßig kleines Geld), was die verantwortliche Weinmacherin Sandra Alves da in die Flasche bringt!


Bei der Vinhoteca in Rommerskirchen gibt es den Verdelho 2014 nicht nur für um die 9 EUR, auch der 2 Castas 2013, aus den Rebsorten Antão Vaz und Gouveio ist für schlanke 8,99 EUR erhältlich. Klasse Wein, feine Zitrusnoten, sehr ausgewogen ...


Das Jahr 2016 beginnt mit "Syrah", der Traube, die in Portugal "sowohl von den Produzenten als auch den Konsumenten mehr und mehr angenommen wird". So schreibt der Herausgeber der Revista de Vinhos, Luís Lopes, im Editorial der Januar-Ausgabe, die ebenjene Traube zum Titelthema erhoben hat.

 

Der Herdade do Esporão S Syrah 2011 ist als einer der 4 besten Syrah-Weine aus dem großen Kreis der probierten Weine mit 17,5 Punkten gekürt worden. Fruchtige Aromen in der Nase, rund, schwarze Beeren am Gaumen. Meine Gäste hatten heute einhellig ihre Freude an dem sortenreinen Syrah aus dem Alentejo, der in P 22 EUR/Flasche und in D ca. 30 EUR/Flasche kostet. Großartig!


  • Meine Anfrage zum Besuch beantwortete David Baverstock prompt.

David Baverstock beantwortet nicht nur E-Mails himself, auf der ProWein hatten wir das Vergnügen vom großen Meister höchstselbst durch ein interessantes Tasting der großen Esporão -Weine geleitet zu werden.

Frisch, der neue Verdelho-Jahrgang. Schmelzig, die Reservas und ganz großes Gaumenkino, der Esporão Private Selection Tinto 2011, der bei mir nur die Frage offenließ, ob ich die Buddel in meinem kleinen Vorrat demnächst einmal aufploppe oder mich noch zwei, drei Jährchen gedulde. Letzteres wird mir vermutlich schwerfallen. Der RdV war der Wein satte 18,5 Punkte wert. Wie in meinem Umfeld sehr zutreffend bemerkt wurde: Bei der Herdade do Esporão werden seit Jahren DIE portugiesischen "Eichweine" erzeugt. Da ist - sem duvidas - was dran!


Nicht schlecht was Luis da für Esporão am Douro zaubert! Sehr solide, 6,50 EUR in P und 8,90 EUR im Rheinland. TN | TR | TF. 


 

ESPORÃO Private Selection White 2015

Beim ersten Schluck, kühlschrankkalt, habe ich mich über die kräftigen Toast-Aromen erschrocken. Doch mit der richtigen Trinktemperatur (10 - 11°C) kommt der Schmelz. Rebsortenreiner Semillon, 9 Monate Oak. Schöne Struktur. Ist eine Wuchtbrumme (14 % Vol.), präsentiert sich trotzdem mir einer lebendigen Frische. David Baverstock und seine Expertin für die Weißweine, Sandra Alves, haben hier einen Branco gemacht, dem ich großes Reifepotential zutraue. Kostet rund 20 EUR/Flasche in Deutschland.

Hören wir mal rein, was der Chef zum Wein zu sagt ...

 


Die Jahrgänge 2014 und 2013 habe ich bereits oben "abgefeiert". Sieht so aus als könnte Önologin Sandra Alves quasi am laufenden Band Nachschub liefern. Auch der 2016er überzeugt mich durch Frische, ein starkes Ananas-Bukett, Schmelz. Klasse gemacht - und das für gerade einmal rund 9 EUR hier im Rheinland.



Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

Alles über die Vielfalt der portugiesischen Weine auf www.vinhoportugal.de oder im Rahmen der größten deutschsprachigen Community rund um das Thema "Portugal" auf www.portugalforum.org