Muxagat Vinhos | Mêda

[Juni 2015] Wieder einmal hatte ich das besondere Vergnügen einer überaus gastfreundlichen Behandlung mit regelrecht familiärem Flair. Einfach liebenswürdig, die Winzerfamilie, die das am Douro gelegene Weingut Muxagat Vinhos führt. Zum Besuch verabredet waren wir am späten Vormittag. Begrüßt wurden wir von der charmanten Tochter Susana Lopes. Mutter Lopes war ebenfalls zur Stelle. Leider mussten wir die liebe Einladung zum gemeinsamen Mittagessen angesichts eines späten Frühstücks und einer weiteren Verabredung am Nachmittag ausschlagen.

 

Bezaubernd jedenfalls, wie man sich in Portugal um seine Gäste bemüht!

 

Susana führte uns durch die kleine Adega. Klein, aber mit allem ausgestattet was man benötigt um Spitzenweine herzustellen. Tonelas, Pipas, traditionelle Lagares (wo die Trauben mit den Füßen gestampft werden) und ein kleines Labor zur Qualitätskontrolle.

Das Weingut, das in der jetzigen Form seit 12 Jahren existiert, verfügt über stattliche 90 ha Weinberge, die ca. 10 km von der Adega entfernt liegen. Nur ein kleiner Teil geht in die eigene Weinerzeugung, die bis dato der Önologe Mateus Nicolau de Almeida leitete. Der größere Teil wird verkauft und geht an so namhafte Abnehmer wie Ramos Pinto.

Die Reben, die man Douro-typisch verwendet, sind z.B. Touriga Nacional, Touriga Franca und Sousão bei den roten Sorten. Bei den Weißen sind es z.B. Rabigato, Gouveio und Arinto und es gibt natürlich noch alte Weinberge, wo eine exakte Spezifizierung gar nicht ohne weiteres möglich ist.

Zum Tasting hatte Mama Lopes, der ausgeschlagenen Einladung zum Mittagessen zum Trotz, reichlich feinstes Fingerfood aufgetischt: Chouriço, frisches Brot, Queijo curado – genug um eine ganze Kompanie durchzufüttern (mag mir gar nicht vorstellen, wie das Mittagessen ausgefallen wäre) – zumal da noch ein großer Käselaib „entdeckelt“ wurde, um das zartschmelzige Innere begleitend zur Weinprobe auslöffeln zu können! Fantastisch.

 

Zur Weinprobe gesellte sich noch der Hausherr Eduardo Lopes zu uns.

 

Kurz nachdem die ersten Flaschen geöffnet waren und das Tasting in Fahrt kam, nahm Überraschungsgast Luís Seabra am Tisch platz. Das Weingut hat sich jüngst von seinem bisherigen namhaften Önologen getrennt und Luis Seabra engagiert, der den eingeschlagenen Weg (Qualitätsweine) im Sinne der Winzerfamilie fortführen will. Mit Seabra, der bis 2012 für viele Jahre als Önologe die Niepoort-Weine ausbaute, hatte ich ein ebenso ausführliches wie anregendes Gespräch über die verköstigten Weine, die klimatischen Bedingungen am Douro zu den entsprechenden Jahrgängen, aber auch zu allgemeinen Themen, wie die populäre Stellung von Önologen im zeitgenössischen portugiesischen Weinbau, die seiner Meinung nach mittlerweile eine überbewertete Rolle einnehmen, wie etwa die der Chefes in der Sterne-Gastronomie.

 

Darüber hinaus vertritt Seabra aber auch vehement eine Position des "zurück zur reinen Lehre" und kann selbst bei Auslese-Rieslings aus Mainz kompetent mitreden ...


Ich denke ich konnte gut eine Stunde mit Luis Seabra fachsimpeln. Aber natürlich saßen wir primär am Tisch um die feinen Weine von Muxagat Vinhos zu verköstigen.

 

Ich fange heute einmal mit den Weißweinen an. Der Muxagat Os Xistos Altos Rabigato Branco 2012 überzeugte mich mit eine frischen Finesse. Sortenrein aus der Rabigato-Traube ausgebaut, zeigt er am Gaumen prägnante aber sehr harmonische Eichenoten. Es ist der Nachfolgejahrgang des Gewinners (Bester Weißwein) des letztjährigen Concurso de vinhos do Douro Superior. Diese Prämie und eine super Besprechung im Blog von Ricardo Bernado waren übrigens die Auslöser, die mich bewogen haben, der Quinta einen Besuch abzustatten.

 

Der Muxagat Os Xistos Altos Rabigato ist ein Spitzenwein für die Gastronomie. Die Revista de Vinhos vergab mit 17,5 Punkten eine absolute Spitzenbewertung- Direkt beim Erzeuger habe ich 20 EUR bezahlt, draußen im Geschäft kostet die Flasche 28 EUR.

Für den Mux 2011 habe ich in Lissabon bei "More Than Wine" 16 EUR bezahlt. Für den 2013er beim Winzer 10 EUR/Flasche. Ein klasse Blend mit ebenfalls einem starken Rabigato-Anteil aber weniger Eichegeschmack und etwas weniger Mineralität, trotzdem mit einer typischen Slate-Charakteristik.

 

Der Muxagat Branco weist ein viel stärkeres Aroma auf. Ich habe auf die Síria-Traube getippt und war ein kleiner wenig stolz als Luis dies bejahte und mich aufklärte, dass diese Traube am Douro unter dem Namen Códega geführt wird: Acabou-se a Códega… - Mesa Marcada


... die Roten waren ebenfalls durchweg eine wahre Gaumenfreude trotz sehr unterschiedlicher Stilistik.

 

Das Jahr 2011 war sehr heiß am Douro und hat dem Muxagat Tinto 2011 zu einer schönen Fülle und Struktur verholfen. Der rote Blend aus den Rebsorten Touriga Nacional, Touriga Franca und Sousão ist rund und weich, viel Holz und Frucht ohne dabei "marmeladig" zu schmecken. Toll. Zielt eindeutig auf den internatiotionalen Geschmack und kostet vor Ort 14 EUR/Flasche. Ganz anders der Muxagat 2011 Cisne - hier dominiert die Rebsorte Tinta Cão und starke, kräftige Tannine. Ein Wein mit großer Komplexität, der einen kräftiges portugiesisches Gericht wie z.b. Cabrito als Begleiter benötigt.

Der Tinta Barroca 2012 ist ein sortenreiner Roter von Weinbergen in 600m Höhe (vinhos de altitude) mit Schiefer-/Granitböden. 8 Monate in Zementtanks gereift. Schönes Aroma, Beeren, Pflaume, dunkelviolett im Glas. Sehr glatte Tannine, da kann man sich das dekantieren sparen. Spitzen-Rotwein für 12 EUR/Flasche!

 

Tolle Weine vom Douro Superior. Ich wünsche Luis Seabra ein gutes Händchen um die ausgezeichnete Arbeit von Mateus Nicolau de Almeida erfolgreich fortzuführen!


In dem großen Portugal-Special (Titelstory) der Wine Spectator-Juliausgabe 2015 (Wine Spectator | The Future Of Portugal) spielen die Weine des neuen Önologen von Muxagat Vinhos, Luis Seabra, gleich mal in der Champions League ...

 

  • Among Seabra’s offerings on the table is a white he calls Xisto Cru, from the Douro. It’s 100 percent barrel-fermented, but Seabra prefers it to rest gently on the lees without stirring. It carries all the richness, finesse and spiciness of a premier cru Burgundy, but instead of Chardonnay, it is made from Rabigato.

 

Der Muxagat Branco schafft es in die Liste (Kim Marcus’ Recommended Wines From Portugal) mit der von der Fachzeitschrift empfohlenen portugiesischen Weißweinen. Parabens!


Charmantes Wiedersehen auf der ProWein 2016 (und 2018) in Düsseldorf mit Susana Lopes.


Mineral verve and razor sharp acidity ...


  • Zitat: "Darüber hinaus vertritt Seabra aber auch vehement eine Position des "zurück zur reinen Lehre" und kann selbst bei Auslese-Rieslings aus Mainz kompetent mitreden ..."

 

Hmmm, als wir uns im März 2018 auf der ProWein getroffen haben, hat mir Susanna gar nichts von den Neuigkeiten (Riesling und Rosé) erzählt, die Muxagat nun im Portfolio hat. Hab´s bei Sarah Ahmed erfahren und gegrinst, als ich gelesen habe wie viel Restzucker der Riesling 2015 hat.

 

Muxagat: highlights, including two summery Douro wines

 

Luis hat mich damals zum Thema "deutsche Riesling" gefragt, ob ich ihn lieber trocken oder halbtrocken mag. Trocken! Ach, fluchte er:  "Ihr Deutschen: Immer trocken! Immer trocken!"  ;-)

 

Kein Wunder also, bei den Präferenzen des Weinmachers (aber für Portugal durchaus ungewöhnlich), dass er den Muxagat Riesling 2015 feinherb und mit geringen Alkoholgehalt (8 % Vol.) ausgebaut hat.


2011er Douro vs. Dão-Battle ohne eindeutigen "Gewinner". Was verbindet ist der Hammer-Jahrgang. Und natürlich die Höhenlage der Weinberge. Die von Muxagat liegen auf 250 m üNN (V.N. de Foz Côa) und 550m üNN (Meda), der Weinberg "Outeiro" von Álvaro Castro an den Ausläufern der Serra de Estrela auf knapp 500m üNN. Während der "Dão Álvaro Castro Outeiro" schon etwas seiner leuchtenden Intensität im Glas verloren hat, zeigt sich der Muxagat mit kräftig-strahlenden Violett. Der "Outeiro 2011" (Rebsorten:  Alfrocheiro, Touriga Nacional und Tinta-Roriz), ist ausgewogener-erdiger, der "Muxagat Tinto 2011" (Rebsorten:  Touriga Nacional, Touriga Franca und Souzão) mit einem kräftigen Finish mit sehr robusten Tanninen.  Zwei ausgezeichnete Weine aus der bezahlbaren Preisklasse (ca. 8 EUR der Dão und ca. 14 EUR der Douro), die auch nach einigen Jahren auf Flasche immer noch ordentlich Frucht präsentieren. 


Nicht nur der von mir hochgelobte 2012er zeigt sich stark Gaumen . Auch beim jungen 2016er Muxagat Tinta Barroca jubelt die Revista de Vinhos und vergibt viele Punkte und ein "Boa Compra"-Siegel. Ich hatte auf der ProWein 2019 das Vergnügen, den Wein zu probieren und kann die positive Meinung der Weinexperten nur unterstützten.


Tinta Barroca, keine einfache Rebsorte für sortenreine Tintos, aber für mich ein "verborgenes Juwel" unter den Douro-Reben. Auch der Jahrgang 2017 des Muxagat Tinta Barroca überzeugt mich wieder voll und ganz wie bereits zuvor der 2012er und der 2016er. Ein spannender aber völlig unkomplizierter Tinto mit einem überragenden Preis-Leistungs-Verhältnis ...

30 Tage Mazeration im Lagar, danach 8 Monate Lagerung im Betontank. Die Trauben werden früh gelesen und die Weine haben bei 13 % Vol. eine tolle Frische mit butterweichen Tanninen und ein schönes rundes Mundgefühl. Frische, Frucht (Pflaume, Kirsche, Waldbeeren) und Würzigkeit balancieren sich wunderbar aus. Das alles gibt es in Portugal bereits für rund 8 EUR und  in Deutschland für 10 EUR/Flasche! Große Gaumenfreude bei einem vergleichsweise kleinem Preis!


Kaum lässt sich die Sonne wieder blicken, da steigt die Laune und die Lust auf Rosé. Besonders wenn es ein derart feiner, verführerischer Rosé ist wie ihn Luís Seabra, Susana Martins (geb. Lopes) und Ana Sofia Silva aus den Rebsorten Touriga Nacional (50% ) und Tinta Barroca (50%) vinifizieren. Stimmiges Gesamterlebnis aus floralen Aromen, trocken-mineralisch am Gaumen mit angenehmer Säure, rotfruchtig (Johannesbeere, Sauerkirschen).  Einfach nur lecker! 13 % Vol. 9,00 EUR/Flasche kostet das Vergnügen in Deutschland und man erhält einen "seriösen" Rosé, lang nach hinten raus, schöne Textur. Kurzum: Ein klasse Preis-/Sommerspaß-Vergnügen. 


Der Rote: 60% Touriga Nacional, 30% Touriga Francesa und 10% Sousão. Ein unkomplizierter, leicht zugänglicher Tinto mit Struktur und Tiefe. Im offenen Lagar mit den Füßen gestampft. 14 Monate in gebrauchter Eiche ausgebaut. 14 EUR/Flasche. Top!


Der Weiße: 60% Rabigato, 30% Arinto und 10% Gouveio: Die Hälfte in Inox ausgebaut, die andere Hälfte in französischer Eiche, die sich aber niemals nach vorne drängelt. Im Gegenteil: Es dominiert die steinige Frische, die Frucht und auch ein paar grasige Noten. Saugeil und kostet extrem faire 12 EUR/Flasche. 


MUXAGAT Cisne 2015 Tinto DOC Douro - Das klassische Douro-Profil, aber in schlank & frisch mit leichten 13 % Vol. Viel reife Frucht, wunderbar integrierte Tannine, rund, süffig, elegant, großartige Struktur. Der rote Muxagat Cisne kommt mit 90% Tinto Cão und 10 % der weißen Rebsorte Rabigato. Im Granitlagar traditionell mit den Füßen gepresst. Danach 2 Jahre Fasslagerung. 30 EUR/Flasche, aber jeden Cent wert!


Os Xistos Altos! Immer noch, nach all den Jahren, einer meiner Favourites vom Douro ...

Durch den Jahrgang 2011 bin ich auf das Weingut aufmerksam geworden. 2015 habe ich Susana und ihre Eltern kennengelernt, verliebte mich in den "Os Xistos Altos" Jahrgang 2012 ...

All die Jahre später raubt mir dieser sortenreine Rabigato mit seiner messerscharfen Frische, Salzigkeit und Mineralität immer noch den Atem! 🔥 Einer der Besten in der Preisklasse (um die 30 EUR in Portugal) vom Douro. Die Komplexität, der Schmelz, den langen Nachklang, der Weiße hat alles was ein "Großer" haben muss, um in dieser Liga mitzuspielen. 


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

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