Quinta do Pôpa | Adorigo (Tabuaço)

[Juni 2014] Komplexe Tintos vom Douro! Mein Sichwort! Seit bereits über einem Jahr hatte ich ein Douro-Weingut im Fokus, auf das ich durch die Kooperation mit dem Altmeister der Bairrada-Region, Luis Pato, aufmerksam wurde. Wie geht das zusammen? Das ist auf den ersten Blick so, als hätte in Gelsenkirchen die Pritschikowski Mofa-Frisier GmbH Martin Winterkorn als Consultant verpflichten können!  

Im Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition! Klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen kann. Also: Termin vereinbart - und auf geht´s zur Quinta do Pôpa. Pôpa? Poupa (Upupa epops)! Der Spitzname des Großvaters, dem immer die Haare entsprechend zu Berge standen. Die "Vatergeneration" ist eng mit Luis Pato befreundet. Was soll aus dem Grundstück am Douro werden? Pato schaut es sich vor Ort an und entscheidet (und wird so zum Godfather des Projekts), das an solch exponierter Lage der Weinbau unbedingt eine Zukunft hat! Es wird investiert. 2003 ist der Startschuss. Alles bewegt sich noch - die Umbaumaßnahmen begleitend - im Experimentierstadium. 2007 folgt die Markteinführung der Weine der Quinta do Pôpa ...

 

Ein Weingut, das, die Zeichen der Zeit erkennend, nicht bloß auf die Kommerzialisierung der Weine setzt, sondern ein ganzheitlichen Ansatz pflegt. Önotourismus inklusive ...

Na? Ist das nicht eine umwerfende Aussicht? Und ein Plätzchen, welches, begleitet von einem Gläschen Vinho, echtes "Wohlfühl-Flair" ausstrahlt!


Also, den Berg einmal hochgeschraubt, eröffnen sich die 33 ha, die die Quinta derzeit umfasst.

 

Neben Pato kümmern sich zwei weitere Önologen um den Wein der Quinta: Francisco Montenegro und João Menezes. Letzter stammt aus der unmittelbaren Region, beide verfügen bereits - obwohl noch jung - über breitbandige Erfahrung im portugiesischen Weinbau ...

Die Quinta leiten heute die netos (Enkelgeneration!) do Pôpa, Stéphane und Vanessa Ferreira! Meine Verabredung habe ich mit Stéphane ausgemacht, aber auf der Quinta waren alle busy mit dem Abfüllen der anstehenden Jahrgänge, so dass nach einer kurzen Begrüßung durch Stéphane Leila Freitas (Responsável do enoturismo) die charmante und kompetente Führung durch das Weingut übernahm.

Am Ende der Tour (nach pipas / barricas und "Stock"), rechtzeitig zur Verköstigung, nahm Stéphane wieder das Zepter in die Hand.


Zurück im ebenso stylish wie gemütlich eingerichteten Sala de Provas folgte ein ausgiebiges Tasting ...

... mit angeregten Gesprächen über die Beziehung von Pôpa zu Luis Pato bis hin zur portugiesischen Wineblogger-Szene. Aufschlussreiche Gespräche, die den ganzen Nachmittag über andauerten (den übrigen, einen nach den anderen eintreffenden Gästen zum trotz ) ...

Ich konnte mich durch alle drei Leitmarken (Pôpa, Preffácio, Contos da Terra) des Weingutes durchprobieren - wobei Preffácio ein Auslaufmodel ist. Unter diesem Brand wurden bereits Weine unter der Vatergeneration lanciert - zukünftig sollen sich die Konsumenten im Sinne eine klaren Markenwiedererkennung auf Contos da Terra (als Einsteigerwein) und Pôpa (als Premium-Brand) fokussieren ...

 

Zu den 4 h Vinhas Velhas und den daraus geschaffenen Gaumenfreuden unten mehr. Hier erst einmal ein ganz großes muito obrigado an Stéphane für den freundlichen Empfang, die Geduld und Aufmerksamkeit!

Ein Toast auf die Weine der Quinta do Pôpa, auf die Stéphane zurecht stolz sein kann.


Ich denke ich bin euch zu dem Thema im Zusammenhang mit der Quinta do Pôpa noch ein paar mehr Infos schuldig. Überraschend ist der Fokus der Quinta auf die Rebsorte Tinta Roriz, aber ich möchte direkt mit dem Flagschiff durchstarten: Quinta do Pôpa - VV vinhas velhas 2008

Unten, am Fuß der Weinberge, gibt es eine Parzelle von 4 ha auf der die alten Rebstöcke der Quinta stehen. Alter > 60 Jahre. Ursprünglich bestockt 1932! Im Institut konnten 21 verschiedene Rebsorten bestimmt werden. Das nennt sich dann zurecht "field blend"! .

 

Getreu dem Credo von Luis Pato, den Wein nicht mit Holznoten zu überfrachten, fermentierte der 2008er Jahrgang lediglich 6 Monate in französischer Eiche. 25 % in neuen Fässern, der Rest in Fässern in Zweitbelegung, danach ist er 3 Jahre in der Flasche nachgereift.

 

Ich habe gar nicht genügend Adjektive parat um all die fantastischen Geschmackseindrücke zu beschreiben. Waldgeruch, Beeren, hinten am Gaumen fruchtig. Beim Tasting, frisch geöffnet, bereits beeindruckend, zuhause dann, nach dem der Wein mehr Kontakt mit Sauerstoff hatte, begann er auf den Geschmackspapillen regelrecht zu galoppieren ...

 

Erzeugt wurden knapp über 5000 Flaschen. Absolut Daumen hoch für diesen komplexen Tropfen mit Struktur und Eleganz, den man sich trotz (oder gerade  ) wegen seines Preis von 22 - 25 EUR/Flasche leisten sollte! Spitze!


Ich möchte noch einen jungen Branco (brandaktuell, noch ohne rótulo) vorstellen, der sich als wahre Gaumenfreude herausstellte:

Der Quinta do Pôpa Branco 2013, aus den Trauben Viosinho, Cerceal, Folgasão und Rabigato, präsentiert sich hellgelb mit goldenen Reflexen und mit ausgeprägter Zitrus- und floraler Note. Ausgebaut 8 Wochen in Eiche. Toll in der Begleitung von Blauschimmelkäse, Queijo Curado oder franz. Weichkäse. Fruchtig rund mit einer feinen Frische. Großartiges Aroma, das sich bei 8 - 10° wunderbar entfaltet: suave e bem profundo.

 

Wird in Portugal 9,50 EUR kosten. Der Ausschnitt aus meinem Büchsken zeigt 5 von 5 Sternen. Ich lehne mich aus dem Fenster und sage dem Wein hohe und positive Bewertungen in der Fachpresse und den einschlägigen Weinblogs voraus. Mein Weißwein des Jahres 2014, so far ... 


Selten genug hier im Rheinland, dass mal Sonnenschein und Wochenende sich zeitgleich ein Stelldichein geben ...

 

... gestern waren wir zum BBQ bei türkischen Freunden eingeladen. Am, meiner Erinnerung nach, letzten schönen WE davor hatte ich im kleinem Rahmen Gäste zum Grillen in meinen Garten eingeladen. Auf die Glut kam ein Mörderteil eines brasilianischen Entrecôte (ca. 6 cm dick, tolle Fettmaserung). 1 Tag lang mariniert. 4 min links, 4 min rechts, dann in Alufolie eingeschlagen und abseits der großen Hitze ca. 15 min weiter schmurgeln lassen. Dank dem Steak-Thermometer auf den Punkt gelungen.  Als Alternative: Dourada für die Fleischverächter ...

 

Als Begleitung habe ich folgende portugiesische Weine ausgewählt: Einen Riesling von der Quinta de Sant'Ana (Lisboa) und einen TRePA von Luis Pato/Quinta do Pôpa (Bairrada/Douro).

Zum Abschluss gab es einen süßen Dessertwein von Pôpa (aber keinen Port, wie man bei feinster Douro-Lage zu glauben versucht ist!). Das alles ohne viel Zinnober und Tschiitschii - schlicht und einfach nur das Zusammenspiel der guten Produkte wirken lassen. Genießen kann so einfach sein ... 


Zum Abschluss, noch ein Knaller aus dem Hause Pôpa. Wie hat Stephane Ferreira von der noch jungen Quinta zutreffend ausgeführt (sinngemäß zitiert): "Wir können die alten Platzhirsch hier am Douro nicht in ihrem Stammsegment schlagen, indem wir einen neuen Portwein einführen. Wir wollten einen anderen Süßwein kreieren. Einer, der nicht als Provokation verstanden werden sollte, sich aber dennoch deutlich abgrenzt zum klassischen Vinho do Porto".

 

Nun, das ist wunderbar gelungen mit dem Pôpa Doce. Einem perfekten Aperitif- bzw. Dessertwein, den eine fruchtig-voluminöse Süße, gepaart mit der schlanken Leichtigkeit von gerade mal 10 Vol.-% Alkohol auszeichnet.

Anders als bei der klassischen Spätlese werden die Trauben nicht von Botrytis befallen und abweichend von der "Fortifizierung" eines Portweins wird die Fermentation des Mosts nicht mit Hilfe von Weinbrand ("Aufspriten") sondern durch Kälte gestoppt.

 

Die 0,5l-Flasche Doce kostet 15 EUR und ist hier im Rheinland wie eine Bombe eingeschlagen. Mir wurde jedenfalls bereits aufgetragen, bei meinem nächsten Besuch am Douro für ausreichend Nachschub zu sorgen. 

 

Laut Stephane ist reichlich Absatz immer aufgrund der hohen Nachfrage aus Macau gesichert, wo der Süßwein in der Gastronomie (Hotellerie) sich großer Beliebtheit erfreut.


Contos da Terra - Branco 2013: Grün-gelb im Glas. Dezente Limonen-Noten in der Nase. Ausgewogen. Leichte Säure. Selbst für eine Einsteiger-Linie (pro Flasche lediglich 4,50 EUR in Portugal) ein hervorragendes Preis-/Genuss-Verhältnis ...


Umtriebig sind sie ja, die beiden Enkelkinder vom Pôpa (Stéphane und Vanessa Ferreira). Art Projects, MILF & Lolita und jetzt eine Black Edition ...

 

Die Revista de Vinhos berichtete über letztere in ihrer Januar 2017-Ausgabe und ebenso der portugiesische Wein-Blog Comer Beber e Lazer: Pôpa Black Edition e Quinta do Pôpa Homenagem - O Sonho Continua ....


Rubinrot im Glas. Sehr fruchtbetont, der junge Rote. Blitzsauber gemacht. Leicht zugänglich. Der Ausbau erfolgte ausschließlich im Edelstahltank.  Dafür, dass keine Eiche im Spiel war präsentiert der Wein extrem runde Tannine und eine schöne Cremigkeit.

Für den Cuvée wurden die üblichen Verdächtigen Dourorebsorten (30% Tinta Roriz, 30% Touriga Franca, 30% Touriga Nacional, 10% Tinta Barroca) ausgewählt. 

Der Wein kostet in Deutschland um die 9 EUR/Flasche und ist definitiv ein Tinto, mit dem man bei 90  % seiner Gäste alles richtig macht.


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

Alles über die Vielfalt der portugiesischen Weine auf www.vinhoportugal.de oder im Rahmen der größten deutschsprachigen Community rund um das Thema "Portugal" auf www.portugalforum.org