Quinta da Plansel | Montemor-o-Novo

[September 2015] Die letzte Station über die ich im Rahmen meiner Alentejo-Tour 2015 berichten möchte, ist die Quinta da Plansel in Montemor-o-Novo (Sub-Region Évora). Neugierig geworden auf das knapp 80 ha umfassende Familienweingut mit deutschen Wurzeln bin ich durch Jörg Böhms herausragende Arbeit im Bereich der Rebsortenforschung, dem (u.a.) das Referenzwerk "Rebsortenatlas Portugal und Spanien" zu verdanken ist.

 

Heute zeichnet die Quinta da Plansel jedoch Frauenpower aus, baute doch Böhms Tochter Dorina Lindemann das Weingut Anfang der 90er Jahre, nach Abschluss ihres Önologie-Studium an der Fachhochschule in Geisenheim, gemeinsam mit ihrem verstorbenen Mann Thomas auf. Neben einem hohen Frauenanteil verleihen auch die vielen jungen Mitarbeiter dem Weingut eine spürbar starke Dynamik…

 

(Auf dem Bild im Hintergrund: Dorina Lindemann mit ihren Töchtern Luísa und Júlia)

Plansel verbindet eine Partnerschaft mit der Quinta dos Vales (Algarve) von Karl-Heinz Stock für deren Weine Dorina Lindemann ebenfalls als Önologin verantwortlich ist. Die Leidenschaft für Kunst und Plastiken von Stock findet sich auch bei Plansel wieder.

Nicht hoch genug anrechnen kann man der Winzerfamilie die Leidenschaft und das Engagement für die autochthonen portugiesischen Rebsorten. Die Ausrichtung des modernen Weinguts auf ausgesuchtes Rebmaterial, die eigene Rebschule und das fundierte Wissen bilden die Basis für ausgezeichnete Tropfen.

 

Zur spannenden Geschichte der Quinta sowie für detaillierte und fachkundige Erklärungen von A bis Z in Deutsch empfehle ich einen Besuch der Website: Quinta da Plansel

 

Natürlich empfiehlt sich, falls ihr in der Region seid, auch ein Besuch der Quinta selbst – sowie eine anschließende Weinverköstigung. Nirgends sonst spürt man Engagement und Leidenschaft so direkt wie unmittelbar auf dem Weingut!

 

Muito obrigado an Marisa, für – der Hektik der laufenden Weinlese zum Trotz - einen ausführlichen Rundgang mit informativen Erläuterungen (Rotogärbehälter z.B. habe ich bisher nirgends sonst in Portugal kennengelernt) sowie ein umfangreiches Tasting.


Los ging das Tasting mit einem PLANSEL SELECTA Branco 2014:  Ein Cuvée aus den Rebsorten Gouveio, Arinto und Viosinho, frisch und mit einer prägnanten Säure. Leichte Zitrusnoten.

PLANSEL SELECTA – RESERVA Branco 2014 (14 %) aus 50% Viosinho / 50% Gouveio, 6 Monate in französischen Barrique gelagert, weist einen deutlich ausgeprägteren Nachgeschmack auf (ca. 6,50 EUR/FLasche in Portugal).

 

Mein Herz (bzw. Gaumen) gewonnen hat der sortenreine PLANSEL SELECTA HOMENAGEM AO THOMAS Verdelho 2014 (13,5 %), dem ich bei Gelegenheit eine separate Tastingnote spendiere. Kosten: geldbeutelschonende ca. 5 EUR in P und 6,90 EUR in D.

Bei den Rotweinen ging es direkt mit dem beliebten Topseller PLANSEL SELECTA - RESERVA Tinto 2013 (14,5 %) los.

 

12 Monate in französischen Barriquefässern gelagert, sanfte Vanillearomen, runde Tannine, glatt geschliffen. Ohne Zweifel ein super Begleiter zu Wildgerichten aber auch solo ein Genuss! 6,50 EUR in P, 9,90 EUR in D.

Weiter ging es mit dem großen Preis-Genuss-Verhältnis für anspruchsvolle Zeitgenossen. Sortenreine Tintos aus den bevorzugten Leitrebsorten von Plansel:

 

PLANSEL SELECTA – COLHEITA SELECCIONADA TINTA BARROCA 2013

(15 %). 12 Monate in französischer Eiche. Limitiert auf 5000 Flaschen. Schwarze Schokolade, fruchtig-vollmundig. 10 EUR in P. 16 EUR in D.

 

PLANSEL SELECTA – COLHEITA SELECCIONADA TOURIGA NACIONAL 2013

(14,5 %). Ausbau für 12 Monate in französischen Barriquefässern. Limitiert auf 5000 Flaschen. Sehr viel Frucht, sehr harmonisch. 10 EUR in P. 16 EUR in D.

Der TN ist ein großer Wein, für einen sehr angemessenen Preis, der mich auch in der Nachverköstigung zuhause begeistern konnte.


Plansel Selecta Homenagem ao Thomas Verdelho 2014 vs. Esporão Verdelho 2013: Beide sortenreine Verdelhos haben 13,5 % Vol. Alkohol. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Farblich präsentiert sich der Plansel mehr ins blasse strohgelb, der Esporão hingegen eine Nuance dunkler, hin zu gelbgrün. Preislich hat der Plansel die Nase vorn: in P knapp unter 5 EUR/Flasche, der Esporão kostet mit 8,50 EUR/Flasche deutlich mehr.

 

Der Plansel zeigt deutlich kräftigere Säure, ist frischer, mit starken Zitrusnoten und etwas Ananas. Der Ausbau erfolgte 6 Monate in französischer Eiche. Der Esporão, "un-oaked", ist erstaunlich rund und ausgewogen, mit einer feineren Säure.

 

Beides sind Top-Weine mit ihrer eigenen Stilistik. Welcher besser ist? Ich kann es wirklich nicht sagen, denn es sind Weine für unterschiedliche Anlässe und Stimmungen. Der Plansel ist mehr Rock´n´Roll, jugendlicher, zum ungezwungenen Genuss mit Freunden. Der Esporão hingegen eleganter, formaler, gastronomischer.

 

Zwei sehr schöne Weine jedenfalls, die trotz oder gerade wegen der selben Rebsorte den Facettenreichtum portugiesischer Weißweine bestens repräsentieren ...


Quinta da Plansel - Plansel Selecta Grande Escolha 2012 vs. San Marzano Sessantanni 60 anni Primitivo di Manduria 2013:

Zwei Schwergewichte unter sich! Der Portugiese mit 16 % Vol. (!) zeigt sich deutlich komplexer als der mit knapp 20 EUR in etwa halb so teure Beeren-Vanille-Bomber aus Italien.

 

Erstaunlich samtig der Grande Escolha. 40% Touriga Nacional, 30% Touriga Franca und 30% Tinta Barroca. 18 Monate in Eiche ausgebaut.


Auf der ProWein war der Stand der Lindemann-Ladies ausgesprochen beliebt und sehr gut frequentiert ...


Lachsrosa (bevor die Flasche leer war ), Erdbeernoten, furztrocken aber schön ausgewogen.  Lindemann kann auch Rosé. Fein!



Tinta Barroca, 2 x sortenrein. Der eine aus dem Alentejo, der andere Wein aus Südafrika, wo die portugiesische Rebsorte im Swartland eine lange Tradition hat. Auf dem Papier kein faires Battle, kostet der Rote von der Sadie Family mit 42 EUR rund  zweieinhalb mal so viel wie der Quinta de Plansel, der in Deutschland für 16,50 EUR zu haben. Beide Weine punkten mit unglaublich viel dunkle Frucht, roten Beeren, etwas Pflaume und Schocki. Die 5 Jahre Unterschied verleihen dem Portugiesen jedoch deutlich mehr Komplexität. Ich hatte einen Heidenspaß am Treinspoor 2018, mein Gast hat aber, trotz oder vielleicht auch gerade wegen dem großen Preisunterschied, deutlich für den Plansel Tinta Barroca 2013 optiert.


Da muss ich immer innerlich schmunzeln, wenn ich an Plansels Tinta Barroca denke: Das war dann der letzte Wein aus einer Reihe portugiesischer "Agent Provocateurs", mit denen ich einen sehr guten Freund von der "Neuen" in die "alte Welt" zurück gelockt habe. Neulich habe ich die Beichte abgenommen: "er hätte noch ein Kistchen nachbestellt" und überhaupt "so eine Qualität für den Preis bekommt man sonst nicht" ...

... das enthusiastische Urteil wird gestützt durch die portugiesische Fachpresse: Vinhos - Grandes Escolhas vergibt in der Ausgabe 01/2021 sehr gute 17/20 Punkte für den Jahrgang 2017. Frucht, Samtigkeit und Charakter werden hervorgehoben. Passt doch!


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

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