Quinta de Lemos | Passos do Silgueiros (Viseu)

[September 2013] Als ich den Besuchstermin bei der Quinta de Lemos vereinbart habe, hat mir Pierre de Lemos direkt die deutsche Bezugsquelle benannt. Den Deutschlandvertrieb der Weine der Quinta erfolgt über das BODA Weinhaus in Wuppertal. Peter Bothman von BODA habe ich dann auf der Quinta kennengelernt, da er zufällig geschäftlich in Passos do Silgueiros auf der Quinta weilte. Ein angenehm entspannter Zeitgenosse, von dem ich einige Tipps zu interessanten Events rund um den Wein, z.B. zur Vinolucion, einem urbanen Weinfestival im Ruhrgebiet, mitnehmen konnte.

 

So. Soviel vorweg. Mein Bericht zum Weingut folgt auf dem Fuße ...

Die Vindima, die Weinlese, hat bereits begonnen, wobei diese nacheinander sortenweise erfolgt. Trotzdem die Lese bereits im Gange war, haben sich Pierre de Lemos und der Önologe der Quinta, Hugo Chaves, sehr viel Zeit genommen und mir Hintergründe des Betriebs sowie des Herstellungsprozess ausführlich erläutert.

Die Adega präsentiert sich modern, gut strukturiert und top-ordentlich ...

Der Ausbau der Qualitätsweine (Ertrag lediglich 3000 l/ha) erfolgt für 15 - 18 Monate in französischer Eiche, danach reifen die Weine noch mindestens 1 Jahre in der Flasche nach.

Hugo Chavez hat uns aus direkt aus den Edelstahltanks verschieden Jahrgänge gegeneinander probieren lassen, darunter auch den Most des erst einige Tage alten Alfrocheiro, der zu den Zeitpunkt gerade mal 5 - 6° Vol. Alkohol hatte und, im Experimentierstadium, einen weißen Encruzado, aus dem mal ein Espumante entstehen soll.

 

Einfach ein tolles Erlebnis, dass nicht nur für tieferes Verständnis für das Endprodukt sorgt, sondern auch für einen großen Respekt für Mühe, Leidenschaft und Engagement, mit dem der Weinbau von Hugo und Co. betrieben wird ...


... anschließend hatte ich das besondere Vergnügen, von Pierre de Lemos zum almoço eingeladen zu werden. Gastfreundschaft pur!

 

Hier Pierre beim fachsimpeln mit Peter, dem Deutschlandimporteur der Quinta de Lemos-Weine ...

Auf der Terrasse des Haupthauses wurde ein ebenso schmackhafter wie gemütlich-zwangloser Mittagstisch bereitet. Es wurden frische, gegrillte Sardinhas serviert, dazu ein Gedicht von einem Tomatensalat, überwiegend aus den Produkten der Quinta (saftige Ochsenherzentomaten "Coração de boi" angemacht mit dem hauseigenen Olivenöl etc.)

Natürlich gab es dazu auch den passenden lecker Tinto. Hugo Chavez (links auf dem Bild) hat aus dem 2009er Jahrgang jeweils eine Flasche Touriga Nacional, Alfrocheiro sowie Jaen geöffnet. Noch einmal muito obrigado an Pierre (auf dem Bild rechts, gemeinsam mit eurem treuen Berichterstatter, Hugo und auch an Peter, dessen Weinhaus ich demnächst bestimmt mal einen Besuch abstatten werde). Ich habe den Vormittag auf der Quinta de Lemos sehr genossen.

 

Zu den Rotweinen, die ich von der Quinta mitgenommen und z.T. bereits zuhause in Mangualde "nachverkostet"  habe, demnächst an dieser Stelle mehr.


Nun, es sind - angesichts des Preisniveaus - ehrlich gesagt natürlich eher Weine für den besonderen Anlass, halt nicht dia-a-dia ...

 

... aber dafür ... 

 

Hier meine Degu-Notizen zu einem der Flaggschiffe der Quinta, den Dona Georgina, einen Cuvée auf Basis der Touriga Nacional ...

  • appereance: kräftiges Rot mit violetten Tönen
  • nose: dezentes Bukett, flüchtig Johannisbeere
  • taste: vorne am Gaumen vollmundig, rund. Mit starkem, langem Nachgeschmack. Nach "hinten raus" mit viel Charakter, Eleganz ...

Toller, großer Roter! Ein Aushängeschild für die kraft- und gehaltvollen Dão-Tintos!

... was ich zu dem Zeitpunkt, als ich den roten 2008er in Portugal im Glas hatte nicht wusste, war, dass der Wein Vini Portugal eine Goldmedaille wert war ...

... wohl aber, dass der 2005er auf der IWC groß abgeräumt hat (worauf Pierre und Hugo zurecht mächtig stolz sind).

 

  • O IWC Challenge 2013, um dos mais reconhecidos concursos de vinho do mundo, premiou o vinho Dona Georgina 2005 da Quinta de Lemos triplamente.

Ich wäre unaufrichtig, wenn ich nicht zugeben würde, dass es mich natürlich freut, wenn meine laienhafte Liebhabermeinung durch das Votum der Experten bestätigt wird ... 


Glückwunsch auch an Pierre und Hugo!


[September 2017] Guckt mal das Bild links: Das hat mich schon (positiv) überrascht. Im Jahr 2016, in dem die klimatischen Bedingungen in der Region eh bereits zu prognostizierten 20 % Ertragsrückgang führen werden, werden bei Lemos zwecks Ertragsminimierung Trauben herunter geschnitten, um die spätere Qualität zu erhöhen!

 

In der aktuellen Revista de Vinhos habe ich vom ersten (!) Weißen der Quinta gelesen (einem sortenreinen Encruzado). Den habe ich jedoch leider weder bei Cave Lusa (Viseu) noch bei der Quinta direkt bekommen. Da war ich wohl zu früh dran.  Vom 2011er (frisch auf dem Markt) Tinto-Jahrgang habe ich mir jedoch den Alfrocheiro (18 EUR/Flasche) und den Touriga Nacional (20 EUR/Flasche) gegönnt. Da freue ich mich bereits drauf. Die (positiven) Bewertungen der vorgenannten Fachzeitschrift lassen gutes erahnen!


Mesa de Lemos, das Restaurant der Quinta de Lemos hat jetzt regelmäßig für Gäste geöffnet und wurde jüngst von der Revista de Vinhos zum "besten des Jahres" gekürt. Gratulation!


Auch nach einigen Jahren Flaschenreife immer noch nichts für die "easy drinking"-Fraktion! Dafür sorgt Weinmacher Hugo schon. 

 

Kräftiges Taningerüst. Geradezu "erdig". Großartige Struktur - Beeren und Frucht kann die Touriga Nacional von Haus aus. 


5 Jahre nach der Eröffnung des Restaurants Mesa de Lemos hat sich Chefe Diogo Rocha seinen ersten Michelin-Stern erkocht: Gratulation! Diogo Rocha: “Estamos a dizer ao mundo da gastronomia que também pode contar com Viseu”

 


QUINTA DE LEMOS | CHEF DIOGO ROCHA 2006Sollte ich jemals zum Mitarbeiter des Monats gekürt werden, ich würde mein Konterfei auch gerne auf einer Wein-Buddel verewigt sehen! Spaß beiseite: Diogo hat es mehr als verdient, hat der Chefkoch des "Mesa de Lemos" zwischenzeitlich das Restaurant der Quinta zum Stern verholfen und ist zum erfolgreichen Buchautor avanciert ...

Önologe Hugo ist bekannt für Weine, die Anfangs sperrig, tanninlastig sind, und sich mit den Jahren zugänglicher zeigen, die Frucht weicht der Komplexität. Hier wird der Tinto spannend, wenn es um die Begleitung von gehaltvollen Speisen geht. Alles richtig gemacht, bei dem Blend aus Touriga Nacional und Tinta Roriz, Jahrgang 2006. Der Rote zeigt sich erst verhalten, aber nach etwas "atmen" zweigleisig. Die Frucht der Touriga Nacional steht im Vordergrund, aber präsentiert sich angesichts des Jahrgangs (2006) eher zurückhaltend, dafür stärkt durch die lange Flaschenlagerung der tanninstarke Tempranillo das Cuvée. Ein Tinto, der unbedingt zum "Food" präsentiert werden will. Gastro par excellence - und der Revista de Vinhos 18 Punkte wert (bei gerade einmal 18 EUR/Flasche).


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

Alles über die Vielfalt der portugiesischen Weine auf www.vinhoportugal.de oder im Rahmen der größten deutschsprachigen Community rund um das Thema "Portugal" auf www.portugalforum.org