Chão de São Francisco | Viseu


[Oktober 2021] Ein Besuch der Quinta de Chão de São Francisco in S. João de Lourosa (am Rande von Viseu gelegen) vereint einen Weingutsbesuch mit einer kleinen Zeitreise in die Vergangenheit. Das Anwesen besteht aus dem ehemaligen Herrenhaus des Visconde de Treixedo, einer Kapelle, deren Name (Capela de Nossa Senhora dos Escravos) vermutlich auf die Zeit referenziert, als Portugal gute Geschäfte mit dem transatlantischen Sklavenhandel machte. Muito obrigado an Sónia, die Hausherrin, die mir ausführlich die Geschichte des Weinguts erläuterte ...

... und die mir Gelegenheit gab, in aller Ruhe durch den Barockgarten zu schlendern. Eine wunderbare Gartenanlage, die Bestandteil der Rota dos Jardins Históricos - Rota do Dão (historische Gärten am Dão) ist und die als harmonisches Bindeglied zwischen Herrenhaus und alter Adega sowie den angrenzenden Weinbergen dient. 

Wunderbar, diese Gartenanlagen versetzen einen unmittelbar in einem Modus der Entspannung und inneren Gelassenheit.

Letzter Tag der Weinlese. Gelesen wurde die Touriga Nacional ...

Der Blick über die Obstplantagen hinweg auf die neue Adega ...

Junge Pflanzungen von der weißen Rebsorten Malvasia Fina und natürlich von der Encruzado ...

In der alten Adega am Haupthaus befinden sich drei Granit-Lagares, zwei große, mit riesigen Keltern, und ein etwas kleineres Becken, in dem am Abend die Trauben traditionell mit den Füßen gestampft wurden.

Bruno Simões, der festangestellt Önologe der Quinta zeichnet gemeinsam mit Carlos Silva (beratender Önologe) für die Chão de São Francisco-Weine verantwortlich. Die dicken Mauern der alten Adega sorgen für eine gleichbleibende, kühle Temperatur. Ideale Bedingungen für die Weine, die dort im Fass reifen.

In der neuen, mit moderner Kellertechnik ausgestatteten Adega kann der gesamte Produktionsprozess bis zum Abfüllen durchgeführt werden. Hier stehen die Inoxtanks (und ein altes Liebhaberstück).

Die rückseitige Giebelwand der neuen Adega schmückt ein Werk der der Urban Art-Künstlerin Tamara Alves. Vielen Dank an Hausherr José Luís, der mich durch beide Weinkeller führte.


Die Malvasia-Fina spielt unter den weißen Rebsorten hinter dem Aushängeschild der Region Dão, der Encruzado, häufig die zweite Geige. Einmal losgelassen und als Solistin im Vordergrund, präsentiert sich der der sortenreine Chão da Quinta Malvasia-Fina Edição Limitada Branco 2019 mit einer spielerischen Eleganz. Gün-gelb im Glas, am Gaumen Zitrusnoten, Birne, ausgewogen, cremig, schmelzig bei einen mittleren Säure! 7 Monate auf der Feinhefe ausgebaut. Das unweit von Viseu gelegenen Weinguts Chão de São Francisco berät als externer Önologe Carlos Silva. Der Wein trägt eindeutig seine Handschrift. Leider gab es den Wein nur in einer begrenzten Auflage. Ich hatte Flasche 338 von 520 und in Aveiro irgendwas um die 12 EUR bezahlt. Toll!


Es sind die Entry Level-Dão-Brancos, die einem so staunen lassen, weil sie bei einem überschaubaren Preis einen mit dieser Aromenfülle, Substanz und Eleganz mitnehmen. Das große Gaumenkino bietet auch der Chão da Quinta Field Blend 2019. In Edelstahl ausgebaut, mit reichlich Frucht, mächtig trinkzug und einer packenden Säure. Toll, kostet schlanke 9 EUR/Flasche.


Beim Weingutsbesuch: Frisch aus dem Keller, noch ohne Rotúlo (Etikett), der Encruzado Reserva 2020, 30 % Ausbau im Barrique, der Rest in Edelstahl. Frucht, Eleganz, cremiger Schmelz. Jugendliche Frische trifft auf großes Reifepotential. Großes Kino!


Der Chão da Quinta Touriga Nacional Premium 2017 präsentiert sich immer noch mit einem kräftigen Violett im Glas. In der Nase starke Kirschnoten und etwas Earl-Grey (Bergamotte). Typisch für die Touriga Nacional. Der zwölf Monate in französischer Eiche gereifte Tinto bringt viel Druck am Gaumen (und  ganz im "Carlos Silva"-Stil die volle Breitseite Rotfrucht plus etwas Pflaume und ganz dezent Vanille. 14 % Vol. ABV. 13,50 EUR/Flasche in Portugal.


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

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