Quinta do Ribeiro Santo (Magnum Vinhos) | Carregal do Sal


[Juni 2014] Ende 2011 ließ mich eine Personalie des Weinbiz neugierig aufhorchen ...

 

  • In der September-Ausgabe der "Revista de Vinhos" gab es folgende Personalie nachzulesen: Unter der Überschrift "Carlos Lucas sai da Dão Sul" vermeldet die Zeitschrift, dass sich Lucas aus der Unternehmensführung von Dão Sul/Global Wines zurückzieht. Zwei der Dão Sul-Önologen, Carlos Rodrigues und Lúcia Freitas, folgen ihm. Die Aufgaben von Carlos Lucas als Direktor der Gruppe übernimmt der Önologe Osvaldo Amado, der erst vor kurzen von der Enoport-Gruppe zu Dão Sul gewechselt hat.

Natürlich war klar, dass das Trio Carlos Lucas, Carlos Rodrigues und Lúcia Freitas an anderer Stelle wieder auferstehen würde: Schließlich haben die "nichts vernünftiges" gelernt außer guten Wein zu machen ...  ;-)

 

Irgendwann las ich dann einen Artikel über die Quinta do Ribeiro Santo aus Carregal do Sal respektive Magnum Vinhos. Spätestens als ich die März-Ausgabe des TAP-Bordmagazins "UP" mit dem Lúcia Freitas-Interview in den Händen hielt war klar: Hochgradig spannend! Das muss ich mir vor Ort angucken ...

Trotz des Engagement in den anderen beiden Wein-Regionen sind die Wurzel von Magnum Vinhos das Dão-Gebiet. Verabredet war ich bei der Quinta do Ribeiro Santo. Das beeindruckende Anwesen gehört seit 20 Jahren Carlos Lucas. Wein wird auf gerade mal 5 ha plus weiteren 8 gepachteten Hektar angebaut. Geradezu winzig, denkt man daran für welche riesigen Mengen das Trio bei Dão-Sul/Global Wines verantwortlich war!

 

Ich hatte dann das besondere Vergnügen direkt von zwei der drei Önologen, Lúcia Freitas und Carlos Rodrigues, empfangen zu werden. In ausgesprochen angenehmer und ungezwungener Atmosphäre plauderten wir denn eingangs genau darüber, über den Weggang von ihrer alten, gemeinsamen Wirkungsstätte und den Beginn des neuen Projekts. Die beiden verrieten ihr Motiv von Dão-Sul wegzugehen und eigene Wege zu beschreiten. Lúcia: "Dort waren wir für Millionen verantwortlich, für das gesamte Portfolio, vom Grilos bis zum C.C.C.C. Wir wollten einfach unser eigenes Ding machen und mehr Zeit für uns haben!"

 

Das mit dem "eigenen Ding" hätte geklappt, erklärten beide unisono etwas sarkastisch grinsend, aber das mit dem "mehr Zeit haben" nicht wirklich. In dem kleinem Betrieb blieben alle Aufgaben an ihnen hängen. Es hätte sich trotzdem gelohnt, die Beziehung zum Produkt sei viel intensiver ...

 

Und sie waren tatsächlich spürbar, bei aller Professionalität und geballter Kompetenz, die Leidenschaft und der Stolz für/auf den Wein der Quinta. Auf die Fortschritte und die Investitionen in das Projekt ...

Lúcia erklärte mir enthusiastisch die Details auf der Quinta: Die Schwierigkeiten dem Granit-Terrain geeignete Anbauflächen abzutrotzen, den Einsatz einheimischer Rebsorten (z.B. Touriga Nacional, Alfrocheiro, Tinto Cão sowie Encruzado und Malvasia Fina), Rosenstöcke vor den Spalieren als Frühindikatoren für Mehltaugefahr usw. ...

 

Fantastisch, der Blick über die Parzelle mit der Serra da Estrela im Hintergrund. Charmanter kann ein Weingut-Besuch kaum begleitet werden, wie durch Lúcia Freitas, der man die "paixão do vinho", wie das Interview im TAP-Bordmagazin "UP" überschrieben war, jederzeit anmerkte: A passion for wine ...


Wir hatten ein kleines, improvisiertes Tasting auf der Terasse der Quinta. Nachdem ich meine große Begeisterung für Dão-Brancos offenbart hatte, wurde mir ein Ribeiro Santo Branco 2013 eingeschenkt. Ein noch sehr junger Weißer, der aber jung getruinken bereits sehr gut schmeckt. Ein Cuvèe aus 80% Encruzado und 20% Malvasia-Fina. 60% des Weins werden in Stainless Steel ausgebaut, der Rest in Oak. Elegant, schöne Säure, die Malvasia Fina gibt dem ganzen einen dezenten fruchtigen Touch. Der Wein kostet 4,50 EUR/Flasche und der Jahrgang 2012 erhielt in der April-Ausgabe der Revista de Vinhos sehr gute 16 Punkte und ein "Boa Compra 2014"-Siegel verliehen.

Beim Tasting leistete uns Filipe Cruz, Lúcias Mann, der für Marketing und Vertrieb zuständig ist, Gesellschaft. Filipe war kurz zuvor in Hongkong, Carlos Lucas befand sich auf dem Rückflug von dort. Lúcia war jüngst in Amerika und brach am nächstem Tag wieder dorthin auf. Außerdem hält eine ganz besondere "Baustelle" das Team zur Zeit in Atem. Toll natürlich, dass alle sich trotzdem soviel Zeit für mich genommen haben.

 

Nach dem Tasting brach Lúcia mit mir auf. Zur Zeit nutzt Ribeiro Santo noch die Adega der Quinta da Sobral in Santar mit. Ab kommenden Herbst wird das anders. Nur wenige Kilometer entfernt, in Sichtweite zur Quinta, wird gerade ein bestehende Gebäude zur Adega umgebaut. Vorne heraus mit Loja do Vinho, alles sehr schick mit Bezug zu Wein gestylt. Weiterhin sind dort Labor und Sala de Prova untergebracht, wo zukünftig Gäste bewirtet und Weinseminare abgehalten werden können.

Klasse Investment, dass den Qualitätsweinbau der Region sicher stärken wird. Alles noch brandneu, hier ein Sneak Preview ...


Mir machen die Weine von diesem Weingut einen Riesenspaß und der Ribeiro Santo Grande Escolha Dão DOC 2010 aus Touriga Nacional, Alfrocheiro, Tinta Roriz und Tinto Cão, ausgebaut 14 Monate in franz. Eiche, war einer von zwei Rotweinen die mir neulich in Portugal so richtig den Gaumen gerockt haben. Einfach genial, welche Komplexität, was für eine Frische und Eleganz. Kostet in Portugal 19 EUR/Flasche. Der Wein ist jeden Cent wert!


Ribeiro Santo Encruzado 2013: 4 Monate in französische Eiche, dezent, ausgewogen, schöne Mineralität! "Na prova de boca mostra fruta fresca, mineral, acidez cítrica e um excelente equilíbrio." Unterschreibe ich! 8 EUR/Flasche.


Der Ribeiro Santo - Vinha da Neve 2012 vereint die elegante Mineralität der Dão-Weißweine mit Frucht und ganz dezenten Vanillenoten. Der 2011er war der Revista de Vinho 17,5 Punkte wert. Der 2012er bekommt von mir 17 Punkte, von der Revista de Vinhos hat er 17,5 Pnkte erhalten. Irgendwie schade, dass man nicht jeden Tag ne Buddel für 23,50 EUR entkorken kann.


Ich war im Jahr darauf noch einmal bei der Adega Magnum um mir ein Fläschchen Ribeiro Santo Grande Escolha Dão DOC 2010 zu besorgen, bevor die Bestände sich dem Ende zuneigen.

 

Das neue Gebäude wurde letzten Jahr in Betrieb genommen. Der Jahrgang 2014 ist also der erste Wein der dort ausgebaut wird.

Verkaufsraum, Labor und ein Raum für Tastings, Vorträge und kleine Events sind richtig schmuck geworden.


So, nun meine Notes de dégustation als "Nachverköstigung":

 

appearance: klar, strohgelb. nose: stroh, gras. taste: ???? (hier kann ich meine eigene Handschrift nicht mehr entziffern), zwitschrig, feine Säure, leichte Anklänge von Honigmelone, hinten Zitrusnoten. opinion: toller Wein. Auch nach 2 Jahren präsentiert sich der Einsteigerwein mit einer robusten Qualität


 

Die Supermärkte/Discounter bedienen sonst eher so Big Player wie Sogrape. 

Ribeiro Santo kann´s auch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Z.B. mit einem fein prickelnden Espumante Bruto für 5,99 EUR in Deutschland.


Magnum Wines beim Discounter? Carlos Lucas macht´s möglich: Malvasia Fina, Bical und Encruzado bringen schöne Zitrusnoten ins Glas. Empfehlung: Nicht zu kühl trinken, eher so 10 °C, sonst wirkt der Wein verschlossen.


E.T.? So "außerirdisch" (im Sinne von exotisch) ist die Kombination aus der weißen Rebsorte Encruzado und der roten Touriga Nacional gar nicht. Früher wurde am Dão die Weinberge überwiegend im gemischten Satz angepflanzt. Und nicht selten weißen zwischen roten Rebsorten. Das war es was der umtriebige Weinmacher Carlos Lucas im Sinn hatte als er diesen Wein kreiert. Der Ribeiro Santo E.T. 2013 betont die Beerennoten der Touriga Nacional mit einen extra Schuss frische und Leichtigkeit. Es gibt nicht viel zu meckern, außer das der Wein mit 49 EUR für die meisten wohl eher ein Wein für besondere Gelegenheiten bleiben wird. Ich hatte den Wein für meine Gäste mit kleinen Naschereien (gereiften Käse von den Azoren, Cachaço de Porco Preto mit einer schönen Textur) serviert. Was für einen Menge Aaahs und Ooohs sorgte ;-). Das passte!


 Ribeiro Santo Automático Branco 2016Wow, das ist doch einmal eine schöne Richtung, die Carlos Lucas da einschlägt. Wenig Intervention im Weinberg bzw. im Keller, Naturhefen, kein Holz. Dann aber doch Filtration und Temperaturkontrolle. Klingt ein bisschen wie "Naturwein light". Das Ergebnis überzeugt mich aber, denn geschmacklich hat der Weißwein, der in Portugal knapp 11 EUR/Flasche kostet, einiges zu bieten. 

Farbe: Zitronen- bis strohgelb. Subtile Apfel- und Ananasaromen in der Nase. Am Gaumen ebenfalls Fruchtnoten, mineralisch und ausbalanciert mit einer feinen Frische. Empfohlenen Trinktemperatur: 10 - 11°C. Sehr lecker. Gerne mehr von dem sortenreinen Encruzado aus alten Weinbergen.


Ribeiro Santos 2011 Tinto - Dunkelviolett im Glas. Beerenaromen, etwas (dezent) Eukalyptus. Beerenfruchtig am Gaumen, runde Tannine. Ausbalanciert. Ich weiß aus einem Gespräch mit der Weinmacherin Lucia Freitas, das sie den Jahrgang 2011 für das Gebiet Dão eher als schwierig empfand. Ich finde die Weine aus dem Jahrgang sowohl am Dão aber natürlich besonders am Douro spitze. Ein lecker Tropfen aus den Rebsorten Touriga Nacional, Tinta Roriz und Alfrocheiro. 13,50 % Vol., 6,95 EUR/Flasche.

... der Wein macht sich gut am Abend "stand-alone" zum Buch, oder aber Mittags zu einem guten Stück Fleisch Lombo de Novilho dos Açores mit ordentlich Knobi dran. Zart wie Butter!


Die Rebsorte gehört zu den von der Kommission (CVR Dão) für die Verwendung bei DOC Dão-Tintos empfohlenen roten Rebsorten: Touriga Nacional,  Alfrocheiro,  Alvarelhão, Aragonez (Tinta-Roriz), Bastardo, Jaen, Rufete, Tinto-Cão, Trincadeira. Ein sortenreiner Ausbau ist trotzdem eher selten für die eher säurearme Rebsorte, die sich aber durchaus für elegante, duftige und runde Rotweine anbietet. Carlos Lucas macht daraus ein echtes Juwel ...

Extrem rund, samtige Tannine, Feine Eleganz, kräftige Beerennoten, leichte Würzigkeit, Verträgliche 13,5 % Vol. Dazu ein tolles Preis-/Qualitätsverhältnis: 15 EUR kostet der Rotwein pro Flasche in Portugal. Die Revista Grandes Escolhas vergibt stolze 17,5 Punkte. Zurecht, wie ich finde. Chapeau!


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

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