QUINTA DA TABOADELLA | SILVÃ DE CIMA


[Juni 2022] Neben dem Vorzeigeweingut Quinta Nova de Nossa Senhora do Carmo am Douro hat die Familie Amorim mit der Quinta da Taboadella nun auch am Dão eine State of the art-Quinta errichten lassen. Die Bauphase ging von 2018 - 2020, die offizielle Eröffnung fand jüngst Ende Mai 2022 statt.  Der renommierte Architekt Carlos Castanheira bleibt seinem Stil treu: Holztragwerk und regionale Baustoffe. Als Dämmstoff und Fassadenverkleidung dienen Korkplatten, mit denen die Außenhaut des Gebäudes verkleidet ist.

Rund 42 Hektar Weinberge mit ausschließlich regionalen Rebsorten gehören zum Weingut, dass von Luisa Amorim geführt und von den beiden Önologen Jorge Alves und Rodrigo Costa (enologo residente) im Weinkeller betreut wird. Als Produktionsleiterin ist Ana Mota für die Arbeit im Weinberg verantwortlich (ebenso wie bereits bei der Quinta Nova am Douro).

Die Adega ist nach dem Schwerkraftprinzip konzipiert und bietet modernste Kellertechnik (Edelstahltanks, moderne Betontanks und natürlich Eichenfässer). Über dem Fasslager schwebt ein abgehängter Laufsteg. Hier "kopiert" sich der Architekt selbst, genauer gesagt, das Konzept seines "Treetop Walk Serralves".

Gelungen: Die moderne Adega fügt sich ausgesprochen harmonisch in die sanften Hügel der umgebenden Landschaft ein!

Der großzügige Balkon an der Giebelseite der Adega bietet viel Platz und (ent-)spannende Aussichten. Es gibt eine Sichtbeziehung über die sanft geneigten Rebanlagen hinweg zwischen der Adega und dem imposanten Gästehaus Casa Villae.

Casa Villae 1255, das Gästehaus, bietet mit acht Schlafzimmern Gruppen bis 18 Personen ein exklusives Ambiente auf 720 m².

Drei Qualitätsprofile produziert die Quinta. Die Einsteigerlinie, der Taboadella Villae, reift in Edelstahl. Das mittlere Segment, die Monocastas ruhen in gebrauchte Eichenfässern und die Top-Weine, der Grande Villae, wird in neuem Holz ausgebaut. 

Es ist angerichtet vor dem Taboadella Wine House für das Terroir-Tasting, für welches ich mich entschieden hatte. Hier kommen gleich für mich die sortenreinen Weine (Monocastas) ins Glas. Die Gäste am Nachbartisch genossen sichtlich ihre Weinprobe ...

Taboadella Alfrocheiro Reserva 2020 - Dunkelviolett, extrem konzentriert in der Nase, reife schwarze Johannesbeere. Brombeere, Pflaume, Sauerkirsche. Ausgeprägte, aber runde Tannine. Ein würziger Tinto mit Struktur und einem fantastischen Grip am Gaumen. Kostenpunkt: Etwas über 20 EUR in Portugal. Ein Spitzen-Tinto!

Taboadella Touriga Nacional Reserva 2020 - Beeren, Veilchenduft, superfruchtig mit noch jungen Tanninen, aber bereits einem opulenten Volumen. Die frische Säure sorgt für Geradlinigkeit und die deutlich spürbare Mineralität tut ein übrigens dazu, dass die Fruchtigkeit des Rotweins um eine komplexe Seite ergänzt wird. Um die 20 EUR in Portugal. Bereits so jung ein ausgesprochen "gastronomiefreundlicher Rotwein", der sich bestens zu deftigen Fleischgerichten machen wird.

 

Taboadella Jaen Reserva 2020 - Noch etwas verhalten in der Nase. Öffnet sich dann wie eine Waldlichtung und präsentiert den harzigen Duft eines Pinienwald und die Würzigkeit von schwarzem Pfeffer. Grundsätzlich bereits trinkreif, auch wenn der 2020er Jahrgang, den ich probieren konnte, noch nicht im Handel ist. Der Jaen kann ruhig noch ein bis zwei Jahre in der Flasche nachreifen. Wenn sich die jugendliche Rustikalität etwas ausgeschliffen hat, wird das ein ganz großer Vertreter der regionaltypischen, sortenreinen Jaen-Tintos! Um die 20 EUR in Portugal.

Ein traumhaftes Anwesen, Weine mit Finesse und mit Marco Carvalho hatte ich einen eloquenten und kenntnisreichen Gastgeber! Danke für die geduldigen Erläuterungen und das fachsimpeln beim Spaziergang durch den Weinberg! Ein echter Wohlfühlvormittag am Dão. Zur Nachahmung unbedingt empfohlen ...


TASTING-NOTES


Taboadella Alfrocheiro 2019 Tinto - Dunkles Rubinrot, hin zu violett. Rotfruchtig, Beeren, etwas Pflaume - feuchter Kiefernwald. Sauber integrierte Tannine.  Würzig! Kostet 22,50 EUR/Flasche in Deutschland.


Taboadella Villae 2018 TintoIn meiner unmittelbaren Nachbarschaft, keine 20 km entfernt, gibt es am Dão einen neuen Player, mit stolzen 40 ha. Taboadella. Wer dahintersteckt? Die Amorim-Familie! Starkes Investment in eine "State-Of-The-Art-Quinta" ...

Und der Rote? Gaaanz viel Frucht. Samtig weich, runde Tannine. Nur Edelstahl, keine Eiche. Rebsorten: Tinta Roriz, Jaen, Alfrocheiro und Rufete (Tinta Pinheira). Moderate 13,50 % Vol. Eine "fette Schnecke" mit Reifepotential, will heißen: Der jugendliche Rote gewinnt ohne Zweifel in den kommenden Jahren noch an Komplexität und Vielschichtigkeit. Kostet knapp14 EUR/Flasche in Deutschland. Breitschultriger Begleiter zu den gehaltvollen Fleischgerichten der Region ...


Keine 20 km von Mangualde entfernt, trotzdem habe ich es mir im September 2021 verkniffen, auch noch der Quinta da Taboadella einen Besuch abzustatten. Das wurde 2022 nachgeholt. 40 ha am Dão, da wird von der  Familie Amorim direkt geklotzt und nicht gekleckert! Taboadella Villae 2019 Branco, der Weißwein der Entry Level-Linie "A Villae Romana", ein Blend aus den Rebsorten Encruzado, Bical und Cercial überzeugt mich mit einer filigranen Textur, hat etwas aromatisches vom Esmolfe-Apfel und schmelzige Töne, obwohl straight in INOX ausgebaut.

Bodenständiger Cuvée, der das Anbaugebiet treffend repräsentiert. Passt also! Kostet knapp 10 EUR in P und unter 14 EUR in D.


Der perfekte Winter-Branco? Der sortenreine Encruzado von Taboadella glänzt mit einer seidigen Struktur (feine Tannine), mundfülle und einem schön langen Finish.

Wer jetzt ein "aber ..." befürchtet und meint ich komme mit der Holz(fass)-Keule: Irrtum! Natürlich kommt der Schliff, den die Weinmacher Jorge Alves und Rodrigo Costa dem Wein mitgegeben auch vom Barrique, dass aber eher sehr dezent. Nur 40 % des Weißweins reiften im gebrauchter Eiche, weitere 40 % im Beton-Ei und der Rest im Stahltank. Ein Top-Jahrgang! Delikater Gaumenschmeichler mit 13,5 % Vol. Etwas über 20 EUR in Deutschland.


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

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