[Oktober 2017] Weite Flächen der oben beschriebenen Weingärten sind von der UNESCO als Weltkulturerbe klassifiziert. Ca. 90 % dieser "Weltkulturerbe-Weingärten" werden von Winzern bewirtschaftet, die als Mitglieder der Genossenschaft Cooperativa Vitivinícola da Ilha do Pico ihr Lesegut im Weinkeller der Coop vinifizieren. 240 (!) Mitglieder, das ist doch einmal eine echte Hausnummer!
Es gibt sie bereits seit 1961 ...
... aber die Weine präsentieren sich alles andere als angestaubt. Ich hatte die "Visita Frei Gigante" gebucht, die Rui, hauptamtlich für die Arbeit im Weinberg zuständig, hochkompetent und kurzweilig absolvierte.
Kellertechnik und Faßlager (für die Süßweine & die Weine) wurden uns ....
... ausführlich erklärt, bevor es an das Tasting der Goodies ging.
Besonders bei den Weinen war ich neugierig was da auf den Azoren auf mich zukommt! Angefixt von Berichten der Fachpresse (Revista de Vinhos) und der Weindetektivin Sarah Ahmed, deren Geschmackspapillen häufig im Einklang mit den meinen die Tanzbeine schwingen ...
Die Messlatte lag also hoch. Bei den Weißen sehr hoch - bei den Roten eher niedriger. Was die Roten angeht dominiert die frühreife Merlot, was auch Sinn macht, da der Spätsommer anders als 2017 auf den Azoren üblicherweise nicht bis in den Oktober anhält. Also sollten die Trauben möglichst früh reif und gelesen sein bevor das fiese Wetter kommt.
Allerdings war die Merlot noch nie meine besonders innige Freundin, und auch der Syrah bekommt z.B. die Alentejo-Hitze besser als das Atlantik-Klima auf den Azoren. Im Resultat bekommt man auf den Inseln sehr gut gemachte Rote für sein Geld, durchaus auch mit gastronomischen Potenzial - aber eben nicht den Roten "für besondere Momente" ...
Bei den Likörweinen hat mir die Medium Dry-Variante zugesagt, während der Sweet nach meinem Gusto eher in Cocktails gehört.
Frei Gigante, jetzt kommenden die spannenden Weißen ...
Die Brancos überzeugten mich durch Frische und einen salzigen Ton ...
Die beiden weißen Flaggschiffe der CVIP: Der Topseller "Frei Gigante" (benannt nach dem italienischen Mönch, der die Weinreben auf die Azoren brachte) präsentiert sich mit strohgelber Farbe und einem fruchtigem Bukett. 12,50 EUR/Flasche im Direktverkauf. Ein wirklich sehr gut gemachter Weißwein!
Noch ein bisschen besser gefällt mir der Top Notch-Branco "Espalamaca". 13 % Vol. Frisch fruchtig, dabei mit buttrigem Schmelz. Großen Kino im Glas. 18,80 EUR/Flasche auf Pico.
Ich habe übrigens erst vor wenigen Tage hier zuhause "nachverköstigt" und kann ausschließen, dass mir die entspannte Stimmung auf der Insel die Sinne und Geschmacksknospen restlos vernebelt hat. Der hochdekorierte Espalamaca ist tatsächlich so gut wie er sich mir beim Tasting vor Ort präsentiert hat.
Noch ein paar Impressionen (und schöne Bilder) im Katalog der Kooperative: Picowines - Katalog
Der Azoren-Spezialist unter den deutschen Versendern hat bereits die ersten Weißweine im Sortiment, die unter Bernado Cabral, dem neuen verantwortlichen Weinmacher der Co-operativa Vitivinícola da Ilha do Pico produziert wurden. Die Linie beschreibt Sarah Ahmed hier: The Azores: new winemaker, exciting new wines – Co-operativa Vitivinícola da Ilha do Pico. Bernado Cabral ist ein "alter Bekannter" vom Festland, unter anderem auch der verantwortliche Önologe von der Companhia das Lezírias (Tejo).
Zitat aus einem Artikel in der Vinho Grandes Escolhas: ILHA DO PICO, TODA A FRESCURA DO ATLÂNTICO
Geringe Erträge, schwierige Bedingungen, kleine Auflagen - das treibt den Preis. Die knapp 30 EUR/Flasche für den CVIP Terrantez do Pico 2017 sind es mir wert. Eleganz, Mineralität, dazu überraschend viel von tropischen Früchten, Ananas. Und natürlich der Erinnerungen an meine Wohlfühlinsel wegen, die jeder Schluck dieses sortenreinen Top-Brancos transportiert.
Kräftiges Lachsrosa. Himbeeren, Kirsche. Dezent und filigran . Mineralisch. Bitte nicht zu tief runterkühlen. Der Rosé der Kooperative aus den Rebsorten Merlot und Syrah überzeugt mit einer schönen Finesse. Das ist kein "Schreihals", eher ein "charakterstarker Leisetreter", den Önologe Bernado Cabral mit leichten 12 % Vol. in die Flasche bringt.
9,90 EUR kostet der Wein in Portugal.
Ich hatte bereits über den 2017er gelobhudelt ...
Pico Wines (und der beratende Önologe Bernado Cabral) verzaubern auch beim Jahrgang 2019 mit dieser vibrierenden Frische und knackigen Mineralität! Eine Salzigkeit wie Gicht, die sich auf der Oberlippe schmecken lässt ...
Und es sind wieder reichlich tropische Frucht und Steinobst dabei, die einen mitnehmen. Lagerung 6 Monate auf der Feinhefe. Unter 1700 Flaschen wurden in dem Jahrgang produziert, rund 30 EUR/Flasche kostet das Schätzchen in Portugal. Chapeau! Großes (Gaumen-)Kino!