[September 2013] Aufmerksam und neugierig geworden auf die Weine von Casa de Mouraz ( Mouraz bei Tondela ) bin ich bei Delinat, die die im organischen und biologisch-dynamischer Landbau erzeugten Weine des Winzerpaares António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio in Deutschland vertreiben ...
Weil die Etikettiermaschine gestreikt hat, haben wir den für Vormittags verabredeten Besuchstermin auf Nachmittags verschoben. Ich hatte dann das besondere Vergnügen, dass sich das Winzerpaar trotz der Probleme in der Produktion und trotz der Vorbereitungen auf die anstehende Weinlese für mich extrem viel Zeit genommen und mir das breite Portfolio an Casa de Mouraz-Weinen in einer Verköstigung direkt in der Adega geduldig und informativ vermittelt hat ...
Casa de Mouraz hat am Dão ca. 25 Hektar Anbaufläche, allerdings sehr parzelliert. Darunter viele alte "Vinhas" (bis zu 50 Jahre alt). Diese Lagen sind im gemischten Satz bestockt, so dass António davon sprach, dass der Verschnitt quasi bereits im Weinberg entsteht.
Auf meinem Wunsch die Weinberge zu besichtigen, hat mich Sara in den Geländewagen verfrachtet und ist mit mir zum "Pego" gefahren, einem vor 5 Jahren neubestockten Areal der Quinta, auf dessen jüngster Parzelle (im Bild oben hinten) Touriga Nacional und Encruzado gepflanzt sind.
Tolle Kulturlandschaft. Eingesäumt von Granit-Findlingen liegen die Parzellen zwischen Laub- und Nadelbäumen. Was für eine Biodiversität! Weiteres Anbauflächen besitzt das Paar am Douro und im Alentejo.
Zu dem Vinho Verde aus der Loureiro dann tatsächlich erst später mehr. Erstmal möchte ich, um den Bogen wieder zu schließen, zwei Weine vom Dão präsentieren. Einen Weißen, den Casa de Mouraz Dão Encruzado Branco 2012, der im zuvor erwähnten "Painel de Prova" der Revista de Vinho unter den Spitzenreitern landete (16,5 Punkte) und mit einem Preis von 8,50 EUR/Flasche sich die "Boa Compra"-Auszeichnung redlich verdient hat. Ein frischer, säurebetonter Wein mit sehr guter Struktur.
In der Revista de Vinho zeigt das Foto der abgebildeten Flasche übrigens ein schlichtes Etikett, dass die Zeitschrift quasi selbstgebastelt hat, weil das eigentliche rótulo do vinho noch gar nicht fertig war. Aber hier kriegt ihr natürlich das Original zu sehen ...
... und als zweite Vorstellung einen sensationellen, wenn auch ganz anderen Roten, als man sonst vom Dão gewöhnt ist.
Der Casa de Mouraz Elfa kommt komplett ohne die Touriga Nacional aus ...
... und ist "unoaked", keine Eiche, authentisch-anders. Dunkelrot-violett in Glas, offen und vollmundig, erstaunlich rund dafür, dass er ausschließlich im Edelstahltank ausgebaut wurde. Man schmeckt Beeren und hat ein Bouquet von Gräsern und Nadelbäumen in der Nase (so habe ich meine Eindrücke beim Tasting spontan beschrieben. Sara meinte lächelnd, der Geruch des Weins erinnere sie daran, wie ein Wald nach einem Regenschauer riecht).
Der Wein schmeckt so ungewöhnlich, dass er die Blogger von Pingas no Copo geradezu aus den Konzept gebracht zu haben scheint: Casa de Mouraz | Elfa
Einfach ein toller Wein. Ich habe bereits in Portugal ein Fläschchen leergemacht - und mir noch eins nach D mitgenommen ... Kostenpunkt: Um die 12 EUR.
Zum Thema Vinho Verde hätte ich einen ebenfalls organisch angebauten VV vorzustellen. Auch wenn es nicht draufsteht (vertraut mir, ich weiß es von António himself): Es ist überwiegend die Loureiro-Traube, die fruchtig-floral mit einer ausgeprägten Säure den alr 2012 zu spritzig-frischen Höhenflügen beflügelt.
Die vollständige Liste gibt es auf Wines of Portugal. Guckt mal, der "Weinguru" scheint wirklich ein ausgezeichnetes Gespür für lecker Weine zu haben, finden sich doch auch welche von meinen high-flier 2013 ...
... ganz oben auf seiner Liste.
Für Delinat aufgelegt, der Bio-Rote, Jahrgang 2011. Die Trauben stammen aus über 40 Jahre alten Weinbergen. Hergestellt aus 65 Prozent Touriga Nacional und 35 % Jaen. 80% in Eiche ausgebaut, der Rest in VA-Tanks.
Vinka schreibt erfrischend ungezwungen über portugiesische Weine:
Casa de Mouraz Rosé 2015 Organic Wine: 12,5 % Vol. Trocken, dezente Fruchtnoten, crispy.
Ein Nachtrag zum den Waldbrände, die in der Region Dão im Oktober 2017 zu schrecklich gewütet haben:
Im Fernsehsender SIC sah ich kurz nach den Bränden eine Reportage in der Sara Dionísio berichtete, dass rund 18 der 25 ha von den Bränden sowie das Lagergebäude betroffen waren und das Winzerpaar quasi "from scratch on" neu anfangen müsse.
Der Kameramann filmte von der gleichen Stelle, zu der mich Sara seinerzeit mitnahm um den Prachtweinberg "Pego" zu besichtigen...
... nach den Bränden alles verkokelt! Wie ich lese starten die beiden beiden ein "Crowd funding"-Projekt um die Produktion organischer Weine wieder an den Start zu bringen:
Produtora de vinho lança campanha para recuperar negócio destruído por incêndios
Incêndios: há muita boa gente a querer a ajudar
Ich wünsche den beiden von ganzen Herzen Erfolg. Nicht nur der beiden bodenständigen und sympathischen Winzer wegen, sondern schlicht und einfach auch, weil es ein herber Verlust für die Weinvielfalt der Weinregion wäre, die biodynamisch produzierten Perlen wie diesen frischen Rosé nicht mehr im Glas zu haben ...
Nun beschäftigt sich auch "Winedetective" Sarah Ahmend mit den verheerenden Waldbränden am Dão, und berichtet über die im besonderen Maße betroffenen Weingüter "Casa de Mouraz" und "Quinta dos Roques" ..
Reifepotential? Yepp, das haben sie, die Weißen vom Dão! Der 2012er aus der weißen Leitrebe der Region, der Encruzado, präsentierte sich heute als perfekter Speisebegleiter zu einen Erbsen-Fenchel-Süppchen und gratiniertem Wildlachs.
Der Granitboden steuert die Frische bei. 24-stündige Maischestandzeit mit Vergärung durch natürliche Hefen über 2 Monate. Langsame Reifung für 3 Monate auf der Hefe mit Battonage (Hefeaufrührung). Feiner Wein!
Nach Joshua Greene 2014 hat auch Julia Harding, Master Of Wine und Weinfachfrau im Team von Jancis Robinson, zwei Weine von Casa de Mouraz unter ihre Top 50 2017 der portugiesischen Weine gewählt: Julia Harding | 50 Great Portuguese Wines
Parabens!
Rebsorten: Trincadeira, Aragonez, Aliocante Bouschet und Touriga Nacional. 14 % Vol. Ein solider Tinto, Organic Wine, den António Lopes Ribeiro da im Alentejo produziert hat.
Sara Dionísio und Antonio Lopes Ribeiro können nicht nur vielschichtig, spicy und komplex? Holy moly, jetzt geben sie auch noch eine umwerfende Fruchtigkeit und einen "schmutzig-frischen-jugendlichen" Tough dazu? Easy Peasy! Die "Wildkatze" weiß mit einer Geradlinigkeit und einer zupackenden Frisch am Gaumen zu überzeugen! Wie geil ist das denn ... ?
Old-School Dão! Gemischter Satz aus roten und weißen Rebsorten von alten Weinbergen! Grandios, zum Verlieben! Es ist als hätte der "Elfa", meine Referenz für die Region, neuerdings eine kleine ungezogene Schwester an der Seite!
Im "Lagar" mit den Füßen gestampft, durch natürliche Hefen vergoren. Ein Wein aus 20 Rebsorten, rund die Hälfte Rot/Weiß. Ein Palhete sozusagen, aber unfiltriert, schmutzig-lecker, kostet 19 EUR und ich hoffe die stilistische Neuerfindung der "Organic-Pioniere" nach den großen Verlusten durch die Waldbrände 2017 beschert uns noch mehr von solchen großartigen "Durstlöschern"!
Großartige Momente lassen sich nicht immer 1 zu 1 reproduzieren. Was den Weingenuss natürlich so spannend macht. Der Elfa 2014 schwächelt im Vergleich zum 2010er etwas in der Nase. Ich vermisse beim 2014er die Aromenvielfalt, die Assoziationen von Piniennadeln, feuchten Waldboden und Harznoten, die der 2010er noch im Überschwang bot. Der Rest passt dann wieder: Die runden Tannine am Gaumen, die Würzigkeit, die große Eleganz (ohne Holz!), langes Finish! Großartig! Etwas schmunzeln musste ich als ich gelesen habe, was ich 2013 Ex Cellar (Verkaufspreis beim Weingut) gezahlt habe. Der Zug ist abgefahren. Für portugiesische Weine dieses Kalibers werden aktuell (zurecht) hier in Deutschland Preise für um die 30 EUR aufgerufen.
Touriga Nacional, Jaen, Rufete, Alfrocheiro, Baga, Camarate, Trincadeira und dazu die weißen Rebsorten Fernão Pires & Bical als im Stahltank durch natürliche Hefen spontanvergorener Field Blend. Das ist die wilde Mischung, die diesen leichten (12 % Vol.) Casa de Mouraz Palhete 2021 zu einem herrlich frischen "Sommer-Saufwein" machen, der gluckgluck die durstige Kehle runtersaust. Das leichte Vergnügen ist aber alles andere als ein plumper Schädelspalter. Seine Feinfruchtigkeit und Filigranität stehen für bezahlbare Qualität aus biologischen Anbau (12 EUR in P/15 EUR in D). Fein auf der Terrasse, aber genauso gut zum Risotto oder gegrillten Sardinen. Glückwunsch an Sara und António, die stilistische Neuausrichtung gefällt mir gut!