Eine Präsentation über den Alentejo und dessen Weine, gehalten von Ulli im Rahmen des Monatstreffen am 8.2.2024 der Weinbruderschaft Holm e.V. ...
Weine aus dem Alentejo - Mit dem heutigen Thema folgen wir einem Trend gerade bei Rotweinen, diese als Cuvée zu trinken. Portugiesische Weine und damit auch die aus dem Alentejo wer den i.d.R. als Cuvée und nicht rebenrein ausgebaut. Die Neigung der Deutschen, Rotweine öfter als Cuvée zu trinken, nimmt in den letzten Jahren zu und einige Modewinzer wie Markus Schneider setzen voll auf diesen Trend. Andere Nationen haben schon immer Cuvées produziert, weil so die Schwäche der einen Rebe durch die Stärke der anderen kompensiert wird. Wir können aber beobachten, dass auch in Portugal immer öfter rebenreine Weine angeboten werden, um die Typizität der Rebe besser darstellen zu können.
Zudem sind Alentejo-Weine stark im Trend. Die Fachzeitschrift VINUM hat gerade erst die Ergebnisse des Wettbewerbs „Best of Portugal 2024“ veröffentlicht. Es wurden 364 Weine angestellt und unter den ersten 5 in der Kategorie „Cuvées“ sind 4 aus dem Alentejo! Unter den Top 10 sind noch 2 weitere. VINUM bezeichnet den Alentejo als „Portugals Wunderland“. Mit der heutige Probe wollen wir einen Querschnitt durch die Qualitätsstufen und Rebsorten zeigen.
© Weinkolleg HOLM e.V.
Der Alentejo liegt im Süden Portugals oberhalb der Provinz Algarve und ist Provinz und Weinanbaugebiet zugleich. Er reicht im Osten an die spanische Grenze, im Süden bis zur Algarve und stößt im Norden an das Anbaugebiet Beira Baixa. Im Westen reicht das Gebiet bis an den Atlantik und grenzt an die Anbaugebiete Setubal und Lissabon. Hauptstadt des Alentejo ist Evora.
Weinbau hat in Portugal eine alte Tradition und ist bis zur Römerzeit nachweisbar. Noch heute werden z.T. Tongefäße – „Talhas de barro“ – eingesetzt.
Der Aufschwung im Alentejo begann in den 1980er Jahren, als der Eintritt Portugals in die EU die finanzielle Unterstützung brachte, um den bisherigen Weinanbau umzustrukturieren. Die Gründung von Kooperativen wurde erleichtert und der Aufbau privater Weinbaubetriebe gefördert. 1995 gab es 45 private Weinbaubetriebe, 2018 waren es 368.
Das Gebiet umfasst heute 21.960 ha Rebfläche. Bis zur Revitalisierung des Weinbaus dominierten hier Korkeichenwälder, Olivenbäume und Weizenfelder – der Alentejo wurde als „Brotkorb Portugals“ bezeichnet. Noch heute stammt mehr als die Hälfte der weltweiten Korkproduktion aus Portugal.
Das Klima ist kontinental mit kalten Wintern und heißen Sommern, in denen oft über 40°C erreicht werden. Die Vielfalt der Böden umfasst Quarzit, Schiefer, Lehm, Kalk und Grauwacke.
Im Alentejo unterscheidet man 2 verschiedene Schutzbezeichnungen: DOC (Denominacao de Origem Controlada) und IGP (Indicacao Geográfica Protegida). Die 8 DOC Appellationen sind Borba, Èvora, Redondo, Moura, Granja-Amareleja, Portalegre, Reguengos und Vidigueira. Aus 6 dieser 8 Gebiete sind heute Weine vertreten. 2019 umfassten diese DOC 15.988 ha und für sie gelten strengere Regeln als für die IGP. Bei den IGP unterscheidet man 3 Gebiete: Portalegre, Beja und Evora; diese IGP umfassen 6.001 ha.
Alle Weinbaubetriebe, die DOC- oder IGP-Weine produzieren wollen, müssen Mitglieder der CVRA sein (Comissão Vitivinicola Regional Alentejana), die 1989 als Institut für die Zertifizierung, Schutz und Kontrolle der DOC- und IGP-Weine gegründet wurde. 2019 hatte sie 284 Mitglieds-Betriebe.
Die CVRA kontrolliert auch die Einhaltung der Höchstmengen, die für DOC- und IGP-Weinen erlaubt sind: bei IGP-Weinen ist der Ertrag auf 15.000 kg für Weiß- und Rotwein begrenzt. DOC-Weine haben eine Grenze von 8500 kg bei Rotwein und 10.000 kg für Weißwein. Die durchschnittliche Erntemenge betrug 2019 4.900 l/ha.
Für Alentejo-Weine sind folgende Reife- bzw. Lagerzeiten von der CVRA festgelegt:
- Weiß oder rosé Reserva: 6 Monate
- Weiß Grande Reserva: 12 Monate
- Weiß Garrafeira: 12 Monate, davon 6 in der Flasche
- Rot Reserva: 12 Monate
- Rot Grande Reserva: 24 Monate
- Rot Garrafeira: 30 Monate, davon min. 12 in der Flasche
(Garrafeira meint dabei eine besondere Form der Lagerung und Reifung in der Flasche).
Der Alentejo ist Rotweinland: Auf 78 % der Fläche stehen rote Rebsorten, wovon auch ca. 6 % Rosé-Weine hergestellt werden. Der Anteil weißer Reben beträgt 22 % mit steigender Tendenz.
Portugal ist berühmt für die Vielzahl seiner Rebsorten. Als die Reblaus in ganz Europa wütete, hatten die Spanier das Überqueren der Pyrenäen unterbunden, um Portugal von der restlichen Welt abzuschneiden. Deshalb gibt es heute noch eine Unmenge an Rebsorten, die anderswo unbekannt sind. Die Anzahl der Reben, die offiziell in Portugal zugelassen sind, liegt bei 250.
Die häufigsten Rebsorten im Alentejo sind: Aragonez (der in Spanien Tempranillo heißt), Trincadeira, Castelão, Alfrocheiro, Alicante Bouschet und Touriga Nacional bei den Roten sowie Arinto, Antao Vaz, Roupeiro, Gouveio und Fernão Pires bei den weißen Rebsorten.
Der Alentejo exportiert 18 Mio. Liter, am meisten nach Brasilien, weil sich durch die gleiche Sprache leicht Kontakte knüpfen lassen. Deutschland ist nicht in den TOP 10. 2017 hatte der Alentejo einen Anteil an der portugiesischen Weinproduktion von 14%
Alle folgenden Weine sind sehr trocken. Oft wird der Zuckergehalt gar nicht genannt, weil Wein in Portugal selbstverständlich trocken ist. Wir beginnen heute mit einem einfachen Weißwein, der aus den Rebsorten Roupeiro, Rabo de Ovelha und Fernão Pires kreiert wurde. Er wird beschrieben als intensiv, elegant und frisch mit Noten von tropischen Früchten. Als Vergleich folgt dann ein weißer Reserva. Er wurde aus der Rebsorte Antão Vaz gekeltert und ist 6 Monate in Eichenfässern gereift. Der Rosé ist ein reiner Touriga Nacional mit Aromen von Kirschen und roten Beeren.
Als ersten Rotwein probieren wir den „Album“ aus dem Hause Saven, der als typischer Alentejo-Wein bezeichnet wird. Er zeichnet sich aus durch eine reife Frucht und würzige Noten. Der Borba DOP aus der Adega de Borba hat eine helle Farbe, ein intensives Aroma und zeigt sich frisch mit Noten von bittersüßen Früchten. Wir kamen in Lissabon im Cafè Nicola mit einem deutsch-portugiesischen Paar ins Gespräch und ich erwähnte unseren Alentejo-Abend. Der Mann aus Sprockhövel sagte, seine Frau käme aus der Nähe von Èvora und ich dürfe nicht vergessen, einen Satz seines Schwiegervaters zu zitieren: „Um vinho mehor do que o de Borba é um vinho de borla" – der bessere Wein aus Borba ist "de Borla“, wobei de borla für kostenlosen Wein steht. Die DOP ist vor allem bekannt geworden durch die Weine des Marques de Borba.
© Weinkolleg HOLM e.V.
Es folgt der Cicónia als rebenreiner Touriga Nacional, er wird als gut balanciert mit Noten von Früchten und Gewürzen beschrieben, in die Schokolade und Vanille mit weichen Tanninen gut eingebunden sind. Dem nun folgenden Trinca Bolotas aus den Rebsorten Alicante Bouschet, Touriga Nacional und Aragonez wird große Aroma-Dichte von roten und schwarzen Früchten nach gesagt mit spürbaren Tanninen.
Der 2022er Loios, der nach Mönchen benannt ist und von João Portugal Ramos abgefüllt wurde, hat immerhin 86 Punkt von Robert Parker bekommen; er ist eine Cuvée aus Aragonez und Trincadeira und hat ein intensives fruchtiges Aroma. Diese beiden Rebsorten sowie Alicante Bouschet und Touriga Nacional sind die Basis der meisten Rotweine im Alentejo
Der 2020er Monsaraz ist der erste Reserva; er ist sehr komplex und hat Aromen von Johannisbeere, Brombeere und Gewürzen; die Trauben wurden von Hand gelesen. Ich habe mich gefreut, als ich im Februar-Heft von VINUM las, dass ein 2021er Monsaraz Reserva den Wettbewerb gewonnen hat – wir haben hier den 2020er. VINUM schreibt dazu: „Die Kooperative Carmim verkörpert damit eindrucksvoll den Aufstieg des Alentejo zur absoluten Spitzenregion Portugals“. Der Siegerwein und unser Vorgänger-Jahrgang wurden mit den Rebsorten Alicante Bouschet, Touriga Nacional und Trincadeira erzeugt.
Dem Intensus Reserva werden fruchtige Noten, weiche Tannine und ein lang anhaltender Abgang bescheinigt.
Als Abschluss haben wir heute Abend einen Grande Reserva aus 2018. Im Geschmack finden wir reife rote Früchte und Balsamico-Noten; eine spürbare Säure mit kräftigen Tanninen und ein anhaltender Abgang sind weitere Kennzeichen. Von diesem Wein wurden 2.293 Flaschen produziert; er lagerte 24 Monate in französischen Barriques. Der Alicante Bouschet-Anteil wurde bei 24°C alkoholisch vergoren, um die Früchte besser konservieren zu können.
Verköstigungsliste:
1. 2022er Real Lavrador IGP | Adega Coop. de Redondo | 12,5% Alc. (15 pts. Revista de Vinhos)
2. 2022er Conde D‘Ervideira Reserve DOC | Ervideira Soc. Agricola Lda. | 13,5% Alc. (17,5 pts. Vinho Grandes Escolhas)
3. 2022er Sossego Rosé IGP | | Herdade do Peso | 13 % Alc. (82 pts. Revista de Vinhos)
4. 2018er Lua Cheia Album IGP | Saven / Francisco Baptista | 14 % Alc. (15 pts. Vinho Grandes Escolhas)
5. 2020er Rotwein DOP | Adega de Borba | 13,5 % Alc. (15,5 pts. Vinho Grandes Escolas)
6. 2019er Cicónia Touriga Nacional IGP 14,5% Alc. | Alexandre Relvas
7. 2021er Trinca Bolotas DOC | Herdade do Peso | 14 % Alc (84 pts. Revista de Vinhos)
8. 2022er Loios IGP | Joao Portugal Ramos | 14 % Alc. (86 Punkte Robert Parker)
9. 2020er Monsaraz Reserve DOC | Adega de Reguengos | 15 % Alc. (16pts. Revista de Vinhos)
10. 2019er Intensus Reserve IGP | Rui Reguinga | 14 % Alc. (16 pts. Revista de Vinhos)
11. 2018er Santos da Casa Grande Reserve DOC | Santos e Seixo | 14,5 % Alc. (92 pts. Wine Enthusiast)
Das Copyright © des Text liegt bei Hans-Ulrich Beinke. Vielen Dank für die Möglichkeit die Präsentation als Beitrag in diesem Weinblog veröffentlichen zu dürfen.