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ProWein 2023 | Nachlese


Einen sehr anregenden Sonntag konnte ich wieder auf der ProWein verbringen. Die weltgrößte Weinmesse erstreckt sich insgesamt über drei Messetage. Die portugiesischen Aussteller teilten sich die große Halle 12 mit osteuropäischen Produzenten. Laut Pressemitteilung des Veranstalters kamen 2023 mit 49.000 Besuchern rund 11.000 Besucher mehr als im Vorjahr. Es war immer noch deutlich ruhiger/übersichtlicher als in den Jahren vor der Corona-Pandemie, was aber nicht nur an den Besucherzahlen lag, sondern auch daran, dass den Ausstellern nun deutlich mehr Raum geboten wird (mehr Abstand, breitere Gänge etc.).

Schön, aber anstrengend war´s. Fábio Fernandes, Önologe bei Winelosophy und an der Seite von Diogo Lopes bei der Herdade do Menir, hat mich schon sehr früh zuhause abgeholt, so dass ich überpünktlich da und den ganzen Tag auf Achse war (vom Einlass um 9:00 Uhr an bis zum Ende des Veranstaltungstag um 18:00 Uhr). Mit einem überraschend leichten Profil glänzte ein sortenreiner Baga der Herdade do Menir, den der junge Weinmacher mir präsentiert. Richtig lecker!

Wie immer bei den portugiesischen Weinen hatte man als Besucher aufgrund der großen Vielfalt die Qual der Wahl. Vom Alentejo-Boliden bis zum leicht zugänglichen Vinho Verde - es war viel Klasse vertreten. Von den auf portugiesischen Weinen spezialisierten Weinhändlern sind mir einige über den Weg gelaufen:  Holger, Irena, Nelson, Jörg, Wilhelm ...

Diesmal habe ich bewusst einiges ausgelassen, mir mehr Zeit für einzelne Winzer gegönnt und dank geduldiger Unterstützung u.a. durch Wilhelm von Portugal Products Hof Behn Spitzenweine probieren und darüber im intensiven Austausch fachsimpeln dürfen. Eduarda Dias von Vadio Wines überraschte mich einem weißen Top-Espumante und den jungen Vadio-Tintos, in denen die Baga-Rebsorte brilliert. Das kleine Weingut im Bairrada nimmt Fahrt auf und entwickelt sich zu einer festen Größe innerhalb der "Bagafriends", einem losen Zusammenschluss der renommiertesten Winzer aus der Region. 

Eduardas Gatte, Luís Patrão, ist nicht nur auf dem eigenen Weingut Vadio Wines aktiv sondern bereits vor einigen Jahren von Esporão als verantwortlicher Önologe zur Tapada de Coelheiros gewechselt. Die Tintos, der im Alentejo gelegenen Herdade begeistern mich schon seit einigen Jahren. Luís präsentierte mir neben den älteren auch die umwerfend guten jüngeren Jahrgänge, die unter seiner Regie entstanden sind. Chapeau!

Letztes Jahr haben die beiden kurzfristig ihren Messeauftritt abgesagt. Ich habe sie vermisst und habe es mir nicht nehmen lassen,  Susana und Ana Sofia vom Douro-Weingut Muxagat Vinhos einen Besuch abzustatten. Gewohnt gut, die neuen Jahrgänge vom Tinta Barroca und Cisne. Konstante Qualität auch am Dão von Amora Brava. Wird Zeit Carlos Silva und Susana de Melo Abreu demnächst in Portugal einen Besuch abzustatten.

Viel Besuch rund um den Stand von Niepoort, an dem die "nächste Niepoort-Generation" Marco und Daniel aus einem beeindruckend umfangreichen Sortiment eigener Weine bzw. den Weinen diverser Nat´Cool-Projekte ausschenkten.

Ebenfalls extrem lecker: Die eleganten Douro-Brancos, die ich am Stand von Cristiano und Francisca van Zeller verköstigen durfte. Der 30-jährigen Tawny, den mir Francisca kurz vor Ende des ersten Messetags als "Absacker" einschenkte: Großartig.

Natürlich habe ich auch meiner "Herzblut-Region", dem Dão, einen Besuch abgestattet. Lúcia und Filipe von Mariposa sind guter Dinge, dass ihre Adega Ende des Jahres fertig wird. Von der Quinta do Mondego gefiel mir besonders der Encruzado. Das in einem idyllischen Tal am gleichnamigen Fluss gelegene Weingut ist ganz sicher auch einmal einen Besuch wert. Leider ohne Bild: Nachhaltig beeindruckt dank Würzigkeit und Komplexität hat mich der "O Estrangeiro", ein Tinto, den die Herdade do Rocim (Alentejo) produziert und der von kleinen Vinhas Velhas-Parzellen am Dão stammt, die mit alten Rebstöcken im Mischsatz bestockt sind. Großes Kino!

New Kids on the Block! Spannendes, neues Projekt am Tejo. Ode Winery setzt auf Nachhaltigkeit und Low Intervention habe ich von der Önologin Maria Vicente gelernt. Das Portfolio umfasst fünf rebsortenreine Weine, vier Weißweine und einen Touriga Nacional. Bei den Brancos haben mir die beiden portugiesischen Sorten, der Fernão Pires und besonders der Arinto sehr gut gefallen. Semillon und Viognier funktionieren sicher gut als "Türöffner" für ein internationales Publikum, dass noch keinen tieferen Zugang zu den portugiesischen Rebsorten hat.

Ein besonders herzliche Zusammenkunft möchte ich noch erwähnen, die sich spontan ergab, als ich (unverabredet) Christoph, einem Gastronom aus Hannover, am Stand der Quinta de Chocapalha traf. Andrea Tavares da Silva und die "Seniorchefin" Alice Tavares da Silva: Humorvoll, supernett! Wir haben viel geflachst und gelacht und einen wunderbaren Chocapalha Arinto genossen! Ein ausgefüllter Tag, mit vielen netten Begegnungen, interessanten Gesprächen und leckeren Neuentdeckungen, die sich gar nicht alle in einen kurzen Bericht zusammenfassen lassen.


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

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